157 Drum sag' ich: Keiner steh' still in der Welt. Wen's antreibt, nur vorwärts, schnell! Wer ein Held kann werden, der werd' ein Held, Und wär's auch ein Schneidergesell. F. v. Sallet. 100. Feldmarschall Derfflinger. Der Kurfürst saß beim Mahle; Die Becher kreisten froh. Es saß an seiner Seite Der Held von Nathenow. Er hatte kühn geschwungen Für seinen Herrn das Schwert Und Ehre sich erstritten Des schönsten Ruhmes werth. Der Wein, der macht beredter Und öffnet jedes Herz; Und lanter ward die Freude, Und freier ward der Scherz. Doch mancher Höfling schaute, Gereizt von schnödem Neid, Scheel nach dem kühnen Helden Und schwoll in Bitterkeit. Ein Herr aus Baierlande, Wohl sechszehn Ahnen schwer, Sprach zierlich und geschliffen Vom Brandenburger Heer. Und fragt, verächtlich lächelnd, Geröthet vom Pokal: „Ist's wahr, ein Schneider wurde Ein großer General?“ Drob freute sich verstohlen Die feige Höflingschaar Und reicht dem fremden Grafen Noch einen Becher dar. Siehl da erhebt sich plötzlich Mit Stolz der General Und schlägt an seinen Degen Und spricht laut durch den Saal: Ihr Herren, den ihr meinet, Der General bin ich ! Der Schneider ist behende, Glaubt mir es sicherlich, Denn hier mit meiner Elle Mess ich die Kreuz und Quer Jedweden Schuft, auch wenn er Von altem Erze wär'! Der große Kurfürst lächelt Mit biederm Angesicht, Reicht freundlich ihm die Rechte Und spricht voll Zuversicht: Wohl mir und meinem Volke! Das schönste Ritterthum Ist unserm Vaterlande Verdienst und eigner Ruhm. J. A. Lehmann.