204 der gemeinen Soldaten. Alle Plackereien, die sich die Offiziere etwa bei den Werbungen erlaubten, wurden strenge bestraft. Seiner Gemahlin, einer Prinzessin von Braunschweig-Bevern, die er ohne innere Neigung, dem Willen seines Vaters gemäß, geheirathet hatte, wies er mit einem glänzenden Hofstaate das Schloß Schön- hausen an. Ein inniges Zusammenleben mit ihr fand nicht statt. Er sah sie nur bei festlichen Gelegenheiten. Ihrem edlen weiblichen Be— nehmen und den trefflichen Eigenschaften ihres Herzens zollte er jedoch die höchste Achtung. Mit Strenge wachte er darüber, daß sie als Königin von dem Hofe und von den fremden Gesandten mit größter Ehrfurcht behandelt wurde. Sie führte ein stilles Leben, das jedoch an Werken der Liebe und Barmberzigkeit sehr reich war, und hörte nie auf, ihrem großen Gemahle die rührendste Theilnahme zu beweisen, ihn zu lieben und zu bewundern. 135. Der erste schlesische Krieg. 1741. Friedrich lag zu Rheinsberg am Fieber krank, als sein vertrauter Kammerdiener Fredersdorf am 28. November 1740 vor sein Bette trat und ihm eine Depesche aus Wien überreichte, die den Tod des letzten Habsburgers, des deutschen Kaisers Karl VI., meldete. Der König erblaßte; diese Nachricht war inhaltsschwer; es war, als fühle er, dg das Schicksal ihn rufe. Mit Gewalt schüttelte er das Fieber von sich. Der verstorbene Kaiser hatte nur eine Tochter, Maria Theresia, hinterlassen. Sie sollte, einem alten Hausgesetze zuwider, seine sämmt- lichen österreichischen Länder erben. Dagegen protestirten unter andern die Kurfürsten von Sachsen und Bayern und machten Ansprüche auf die Erbschaft. Da ward auch Friedrich inne, daß die Zeit gekommen sei, den beleidigten Manen seiner Väter Genugthuung zu verschaffen. Er war genau von der hinterlistigen Weise unterrichtet, mit der die schlesischen Fürstenthümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlau dem Hause Brandenburg seit einem Jahrhundert vom kaiserlichen Hofe vorenthalten wurden.