227 Minister Brühl auf dem Königsstein in Sicherheit saß, wies diesen Antrag zurück, weil er auf Oesterreichs Unterstützung rechnete. Die sächsische Armee, 17,000 Mann stark, welche sich in dem engen Elb- thale zwischen Pirna und Königsstein fest verschanzt hatte, wurde von den Preußen eingeschlossen. Da rückten 70,000 Mann Oesterreicher unter dem Feldmarschall Brown (Braun) eilig aus Böhmen heran, um die Sachsen zu befreien. . Dadurch gerieth Friedrich zwischen zwei Heere. Das konnte für ihn sehr gefährlich werden. Er eilte deshalb den Oesterreichern entgegen, und am 1. October 1756 trafen beide Heere beim Städtchen Lowositz an der Elbe auf einander. Der Kampf wurde heftig. Die Preußen hatten einen harten Stand. Nach sechs- stündigem Kampfe war ihr Pulver und Blei verschossen. Schon woll- ten sie muthlos werden. Da rief ihnen der Herzog von Bevern zu: „Muth, Burschen! Wozu habt ihr die Bajonette?“ Das wirkte. In geschlossenen Reihen, mit gefälltem Gewehre rückten die preußischen Krieger unaufhaltsam gegen den Feind, und Nachmittags gegen zwei Uhr war ein vollständiger Sieg erfochten. Als die Sachsen bei Pirna die Niederlage der Oesterreicher erfuhren, ergaben sie sich den Preußen als Kriegsgefangene. Das war der Anfang des siebenjährigen Krieges. Der König August, dessen Land nun ganz in Friedrichs Händen war, begab sich nach Polen. Friedrich verkündigte, daß er Sachsen nur als Unterpfand während des Krieges behalten wolle; er ließ sich in Dresden den Eid der Treue schwören und brachte den Winter, während dessen die Waffen ruheten, dort zu. Durch die strenge Zucht seiner Truppen, wie durch seine persönliche Milde und Leutseligkeit er- warb er sich die Zuneigung eines großen Theils der dortigen Bevölkerung. 153. Geheime Weisung Friedrichs an seinen Minister Finkenstein. Bei Eröffnung des kühnen Feldzugs nach Sachsen gab Friedrich seinem Minister, dem Grafen Finkenstein, folgende geheime Weisungen, welche die ganze Größe seines Heldengeistes und seine echt königliche Gesinnung bekunden: 15 *