232 156. Schwerin bei Prag. Des sechsten Maies Morgen Schwebt über Berg und Au, Der Feind ist wohlgeborgen Durch Gräben und Verhau; Es halten seine Flügel Die Höhen rings besetzt, Ein feuerspei'nder Hügel Ist jede Kuppe jetzt. Hier wird die Schlacht geschlagen! Steil ist die Bergesbahn; " Doch siegen und nicht wagen, Das heißt nur halb gethan: Die Grenadiere stürmen, Kartätschen prafseln drauf, Und vor den Hügeln thürmen Sich Leichenhügel auf. Am Boden liegt, vernichtet, Schwerins Leib-Bataillon; Ein Eichwald, tief gelichtet, So steht ein zweites schon; Getroffen sinkt danieder Gem'’ral von Winterfeldt, Und die zerschoff'nen Glieder Nichts mehr im Feuer hält; Sie flieh'n. Die alte Erde Bebt selbst, als ob ihr's graut', Da steigt Schwerin vom Pferde: „Mir nach!“ so ruft er laut; Er faßt die alte Fahie, Noch nie zur Flucht gewandt, Daß er den Sieg erbahne Mit seiner Greisenhamd. — Die Hägel sind ernttegen, Die Kaiserkuhen flichn, Doch — trauervolleh Siegen, Im Seerben liegt Schwerin; Vier Kugeln, erst gegossen, Sie haben ihn zerfetzt, Die Fahne, die zerschossen, Srin Bahrtuch K fle jetzt. Die Truppen ziehn vorüber Mit dumofem Trommelschlag: Solch' Tag des Glücks ist trüber, Als je ein Ungläckstag; Und als des Krieges Weise Zu feiern nun befiehlt, Von jeder Wange leise Sich eine Thräne stiehlt. DTnh. Fontane.