260 behalten. Troßknechte, Bauern der Umgegend, rohe Weiber schwärm- ten in der Blutnacht umher und plünderten sie; nicht einmal das Hemd wurde den Verwundeten gelassen. Ihr Klag= und Jammergeschrei ver- hallte vergebens im Dunkel der Nacht. Der König selbst brachte die Nacht in trüben Gedanken zu. Seine besten Truppen lagen auf dem Schlachtfelde. Er selbst war verwundet und doch war nach seiner Meinung noch nichts entschieden. Ven dem glänzenden Erfolge Zieten's hatte er keine Ahnung. Während der Nacht saß er in der Kirche des Dorfes Elsnig auf den Stufen des Altars und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe seine Befehle für den näch- sten Tag. Er wollte nochmals den Feind angreifen. Mit Sehnsucht erwartete er den Morgen. Schon während der Nacht schickte er Boten an Zieten ab, erhielt aber keine genügende Nachricht. Als der Tag anbricht, besteigt er ein Pferd und reitet zum Dorfe hinaus. Da taucht plötzlich aus dem grauen Nebel ein Trupp Reiter in weißen Mänteln vor ihm auf. Es ist Ziethen mit seinen Husaren. Im Galopp sprengt er auf den König zu und ruft ihm entgegen: „Ew. Mgjestät, wir ha- ben den Feind geschlagen, er zieht sich zurück.“ Und im Augemblicke stürzen Beide vom Pferde und liegen einander in den Armen. Der alte Feldherr weint wie ein Kind und kann kein Wort weiter hervor- bringen. Endlich wird er seiner Gefühle wieder Herr und ruft den übrigen Kriegern zu: „Der König hat die Schlacht gewonnen, der Feind ist völlig geschlagen. Hoch lebe unser großer König!“ Und alle stimmten jubelnd ein: „Unser großer König soll leben hoch! Aber unser Vater Zieten, unser Husarenkönig lebe auch!“ 172. Die letzten Jahre des siebenjährigen Krieges. Das Jahr 1760 hatte dem Könige zwei glorreiche Slege ge- bracht; bei Liegnitz hatte er über Laudon, bei Torgau über Daun triumphirt; dagegen waren aber auch herbe Verluste nicht ausgeblie- ben. Die Russen waren in seine wehrlose Hauptstadt eingefallen und hatten ihr eine Brandschatzung von zwei Millionen Thalern auferlegt. Darauf waren die Oesterreicher gekommen und hatten einen Theil der Stadt geplündert und einen ungeheueren Schaden angerichtet. Am ärgsten aber hatte ein Regiment Sachsen in Charlottenburg ge-