— NINXN — Verständnis der Sage viel willkommener sein als eine noch so glatte Umschreibung. Alin Sagenbuch soll ja auch kein Schullesebuch sein. Wohl aber sollte ese in die Hand jedes Lehrers gelangen, der aus ihm Stoff für den heimatkundlichen und geschichtlichen Unterricht auswählen und seinen Schülern in der Form dar- bieten kann, die er im gegebenen Falle für geeignet hält. Und ähnlich denke ich mir den Gebrauch des Buches in der Familie. Der Vater oder die Mutter, die sich aus dem Sagenbuche die Kenntnis einer heimischen Sage erworben haben, werden nicht um die rechten Worte verlegen sein, wenn sie den lauschenden Kindern am traulichen Herdfeuer von dem geprellten Teufel oder dem schönen, unglücklichen Nixenkinde oder von der Entstehung des Heimatsortes erzählen. Die Sorge aber, die heranwachsende Jugend möge durch die Wiederbelebung der Sagengestalten ge- schädigt werden, ist unnütz. Auch Goethe hat das Fabulieren schon vom Mütterlein gelernt; sein „Faust“ zeigt eine tiefgehende Vertrautheit mit dem Volksglauben seiner Zeit, und doch wan- delte er auf den Höhen der Menschheit. Man betone nur in der Erzählung dem Kinde gegenüber immer das: Es war einmal. Andererseits bietet die liebevolle Versenkung in die heimische Sagenwelt willkommene Gelegenheit, die Phantasie des Kindes anzuregen, die bei der heutigen Erziehung oft so arg verkümmert oder in falsche Bahnen gelenkt wird. Eine ungemein wichtige Aufgabe besteht endlich für den Herausgeber eines Sagenbuches in der übersichtlichen Anordnung des Stoffes. Je nach der Bestimmung des Wertes wird eine Gliederung nach stofflichen Gesichtspunkten oder nach geographi- schen Verhältnissen empfehlenswerter sein. Bei der zweifachen Absicht des vorliegenden Buches, der Missenschaft und dem Volke zu dienen, schien eine Verbindung beider Einrichtungen geboten. Hiier sei gleich noch bemerkt, daß relative Zeitangaben der Quellen, wie z. B. vor 20 Jahren, mit Bezug auf die Gegenwart umgeändert worden sind.