8 —. — jenes gefahrvollen Augenblickes auf dem kleinen Winterberge ge- dacht. Jedermann bewunderte den Muth und die Schuffertigkeit des Kurfürsten, und der Kurprinz Christian gab noch an diefem Tage Befehl zur Erbauung eines kleinen Jagdhauses und zur Errichtung einer steinernen Tafel an jener merkwürdigen Stelle. — Wie viel hätte Sachsen verloren, wenn dieser wahre Landesvater, der nachmals noch acht und zwanzig Jahre so trefflich sorgte und regierte, bei jenen Jagdvorgängen sein Leben eingebüßt hätte! 11. Januar. Landgrak Ludwig der Eiserne. Einer der berühmtesten unter den mächtigen Landgrafen Thürin- gens, Ludwig der Eiserne, trat am 11. Januar 1140 die Regierung an. Thüringen war in den Zeiten des rohen Mittelalters vor Allem der Sitz ubermüthiger Ritter, gewaltiger Burgen und unaufhörlicher Fehden. Wie lieb war es darum diesen rauflustigen Rittern, daß ihr Oberherr, der Landgraf, ein schwacher, nachsichtiger Mann war, den sie nicht zu fürchten brauchten! Er ging der Jagd und andern Vergnügungen nach, und kummerte sich wenig um die Ritter und um die Landesverwaltung. Daher verachteten diese seine Befehle, be- gingen Räuberei und alle Verbrechen, und mißhandelten den Bauer so arg, daß sie ihn sogar vor den Pflug spannten und mit der Peitsche trieben. Allein endlich erwachte der Landgraf, erbannte das schänd- liche Thun und Treiben in seinem Lande, und ward aus einem allzu- milden ein unerbittlich strenger Fürst. So soll er eines Tages die wildesten von jenen Rittern vor sich gefordert und gezwungen haben, den Pflug zu ziehen, während er mit der Peitsche daneben herging. Ein anderes Mal soll er die Nachricht haben verbreiten lassen, er sei gestorbenz als aber die Adeligen zahlreich zum Begräbniß gekommen und ihre Freude über diesen Todesfall zu erkennen gegeben, soll er den Sargdeckel herabgeworfen und die Schadenfrohen schwer gezüch- tigt haben. Auch ließ er, der Sage nach, alle bdeligen seines Landes mit ihren Reisigen in größter Stille vor sein Schloß Neuenburg kommen, sie in geschlossenen Reihen sich rings um das Schloß aufstellen, und führte nun den großen Kaiser, Friedrich Roth- bart, der eben zum Besuche bei ihm war, an die Fenster der Burg, indem er sagte: „Du hast an der Burg getadelt, daß sie nicht Wall und Mauern habe: siehe da eine lebendige Mauer!“ — So herrschte er allgewaltig und ward gefürchtet bis zu seinem Tode, von welchem unterm 12. October die Rede sein wird. Weil er stets gerüstet und gepanzert einherging, hieß er der Eiserne.