— 4 — jetzigen Städte Sebnitz, Pirna, Dresden, Strehla, Chemnitz, Zschopau, Zwickau, Leipzig, Wurzen, Oschatz zu ihrer Zeit entstanden seien; und Loschwitz, Pesterwitz und Kossebaude bei Dresden, welche Dörfer mit zuerst von ihnen sollen erbaut worden sein, würden sie auch nicht wieder erkennen. Anfangs bestanden ihre Häuser nur aus Lehm- hütten; an pirnaischen Sandstein war damals noch nicht zu denken. Nicht viel fester stellten sie auch ihre Festungen her, nur daß noch etwas hinzukam, was damals große Sicherheit gewährte. Man führte um den befestigten Ort einen großen Erdwall auf, welchen gewöhnlich ein ziemlich breiter Wassergraben einschloß. Die größte und stärkste Festung besaßen die Sorben-Wenden nicht weit von Lommatzsch, welche den Namen Gana führte. Auf diese waren sie so stolz, wie wir auf unsere Festung Königstein. Gana ist, wie wir bald hören werden, erobert worden, Königstein hingegen, so sagt man wenigstens, soll kein Feind erobern können. Daß die Sorben-Wenden nicht bald da-, bald dorthin wanderten, beförderte nicht blos die Entstehung von Städten und Dörfern, es kamen nach und nach auch viele Beschäftigungen auf, die bei umherziehenden Hirtenvölkern selten gefunden werden. Man schnitt den Schafen die lange zottige Wolle ab, spann Garn und webte Pferdedecken und Tuch daraus. Man erbaute sogar schon Flachs, der ebenfalls gesponnen und zu verschiedenen Stoffen verarbeitet wurde. Waren diese Zeuge auch lange nicht so fein und nett, wie der Kattun aus Chemnitz, das Tuch aus Oschatz, Großenhain und Bischofswerda und die Leinwand aus der Oberlausitz, so wurde doch mit einem Gewerbe der Anfang gemacht, von welchem sich jetzt Tausende von Menschen ernähren. Auf unseren Jahrmärkten erfreuen uns schmucke Töpferwaaren und feines Steingut aus Strehla, Königsbrück, aus Waldenburg und anderen Ortschaften, und wiederum waren es die Sorben-Wenden, welche den Grund zur Töpferei in unserm Vaterlande legten. Sie brannten nicht blos gewöhnliche Töpfe, sondern auch Urnen, von denen jetzt noch verschiedene in der Erde gefunden werden, nachdem sie über eintausend Jahre der Zerstörung Widerstand geleistet haben. Ergötzen sich ferner die Kinder an dem klingenden, quiekenden, bellenden und knarrenden Spielzeuge, das in ungeheuerer Menge in Seiffen und anderen Orten des Erzgebirges geschnitzelt und gedreht wird, so sind es ebenfalls die Sorben-Wenden, welche die Holzschneidekunst in unserm Vaterlande zuerst betrieben. Noch mehr. Unser Vaterland sendet jetzt seine Strumpfwaaren, seine Kattune, sein Spielzeug in alle Gegenden der Erde. Asien und Afrika, Amerika und Australien erhalten von uns Waaren, und die Leipziger Messen gehören zu den größten Europas. Schon zu den