— 26 — zeuge von den Frauen meistentheils selbst gewebt, das Leder von den Männern selbst gegerbt, verschiedene Kleidungsstücke noch selbst ge— fertigt, das Bier selbst gebraut und das Brot, wie jetzt theilweise noch auf dem Lande, selbst gebacken. — In jener Zeit vergrößerten sich besonders zwei Städte im Meißnerlande: Leipzig und Dresden. Leipzig war früher ein wendisches Dorf, ist aber seit beinahe 900 Jahren als Stadt be— kannt. Heinrich vergrößerte diese Stadt, führte die niedergerissene Stadtmauer wieder auf und umgab die Stadt mit einem breiten Graben. Noch mehr geschah unter seiner Regierung für Dresden, welche Stadt er 1268 zu seiner bleibenden Residenz erhob. Früher war Dresden ein Dorf, von sorben-wendischen Fischern angelegt, ist aber seit ungefähr 650 Jahren ebenfalls als Stadt bekannt. Heinrich errichtete in Dresden das erste Residenzschloß und suchte die Stadt in jeder Hinsicht zu heben. So wurde z. B. unter ihm eine kleine Kapelle, welche ihren Platz an der Stelle der jetzigen großen Kreuz- kirche hatte, zu einer Kirche umgebaut und ihr der Name: Kirche zum heiligen Kreuz (Kreuzkirche) ertheilt, wozu folgender Umstand Veranlassung gab. Heinrichs erste Gemahlin, Constantia mit Namen, stammte aus Oesterreich. Bei ihrer Vermählung brachte sie unter anderem auch ein wichtiges Heiligthum mit nach Dresden. Es war, wie sie glaubte, ein Stück des Kreuzes, an welchem unser Heiland auf Golgatha starb. Unter feierlichen Gebräuchen wurde dieses Heiligthum in jener Kapelle aufbewahrt und nach katholischer Sitte zur Verehrung ausgestellt. Aus allen Gegenden strömten Tausende herbei, um im Anschauen dieses für heilig gehaltenen Holzes zu beten und Wunderkräfte von demselben auf sich ausströmen zu lassen. Da die kleine Kapelle die zuströmende Menge nicht mehr zu fassen vermochte, erweiterte man sie zu einer Kirche, die, wie die Ka- pelle, jenen Namen empfing. Ein anderes Bauwerk, das in Dresden unter Heinrich zur Voll- endung gelangte, war die erste steinerne Brücke, welche das linke und rechte Elbufer mit einander verband. Früher brachten die alten Sorben-Wenden die beiden Elbufer mit Hilfe einer Fähre in Verbin- dung, welche sie Trasi nannten und aus welchem Worte, wie Manche meinen, das Wort Dresden entstanden sein soll. Nachher wurde eine hölzerne Brücke aufgeführt. Hohe Wasserfluten und gefährliche Eisgänge zerstörten oder beschädigten dieses unvollkommene Bauwerk wiederholt so bedeutend, daß man schon vor Heinrich dem Erlauchten den Plan faßte, eine steinerne Brücke aufzuführen. Der Bau blieb unvollendet. Heinrich nahm ihn wieder in Angriff und führte ihn glücklich zu Ende. Zur Zierde Dresdens spannten sich von nun an socze Bogen einer steinernen Brücke über die rauschenden Fluten der e aus.