— 41 — Zeit mit der grauen Leinwand, obgleich man der fremden weißen Leinwand den Vorrang zuerkannte. Vor 500 Jahren ging man einen Schritt weiter und das Bleichen der Leinwand, sowie anderer feinen Linnenzeuge und das Bleichen des Garns gewann in Chemnitz förmlich Eingang. Nach allen Gegenden hin fanden die gebleichten weißen Linnenzeuge einen großen Absatz. Der neue Erwerbszweig und der damit verbundene Handel brachten nach Chemnitz neues Leben, und die Blüte dieser Stadt hob sich zusehends. Jetzt, nach einem Zeitraume von 500 Jahren, befindet sich um Chemnitz fast Bleiche an Bleiche, und das Bleichen, das Spinnen, Weben und Wirken der schaf- und baumwollenen, der linnenen und halbseidenen Waaren, namentlich auch die Strumpfwirkerei, die Kattundruckerei und der Handel mit diesen Erzeugnissen ist nun eine der wichtigsten Beschäftigungen der Bewohner in und um Chemnitz geworden. Was vor 500 Jahren als Keim einen kleinen Anfang nahm, hat sich zu einem Umfang entwickelt, der in Erstaunen setzt und den in jener Zeit wohl kein Mensch ahnte. 18. Der weitere Anbau des Candes. RKichtige Maße und Gefäße. So sehr auch unser Vaterland vor 500 Jahren durch Krieg, durch Pest und andere Unglücksfälle zu leiden hatte, so wurde den— noch die weitere Vervollkommnung der Landwirthschaft, sowie der Anbau des Landes überhaupt rastlos fortgesetzt. Von dem heutigen Neustadt-Dresden breitet sich nach der Radeburger und Königsbrücker Gegend hin ein großer Kiefernwald unter dem Namen „Dresdener Heide“ aus. Weite Sandflächen bedeckten die Gegend und obgleich dieser Landesstrich nicht so fruchtbar und ergiebig sein kann, wie die Lommatzscher Pflege mit ihrem Lehmboden, so wurde doch schon vor 500 Jahren sein Anbau recht ernstlich betrieben. Namentlich blühte damals in dieser Gegend die Bienenzucht, die in jener Zeit weit mehr als jetzt gepflegt wurde. Vor Einführung der Reformation bildeten Wachskerzen bei dem prunkvollen Gottesdienste einen wichtigen Gegenstand, weshalb ein Theil der Abgaben an Kirchen und Klöster mit in Wachs bestand. Um in den Besitz der nöthigen Wachsvorräthe zu gelangen, mußte der Bienenzucht besondere Sorgfalt zugewendet werden. Die Dresdener Heide eignete sich hierzu mehr, als manche andere Gegend. Die Blüten des Heidekrautes gewährten nämlich den fleißigen Bienen nicht nur eine Lieblingsnahrung, solche Kost setzte sie auch in den Stand, den besten und meisten Honig zu bereiten. Ebenso verwendete man in jener Zeit auch auf die Fischzucht ganz besonderen Fleiß. Bis zur Zeit der Reformation war die Nach-