Hofe entfernen möchte. Wilhelm war gegen diese Vorstellungen taub, er gab seinem Bruder sogar die schnöde Antwort, er wolle lieber selbst aus seinem Lande gehen, als seine treuen Rathgeber entlassen. Was durch Bitten und Vorstellungen nicht zu bewirken war, sollte nun mit den Waffen durchgesetzt werden, und so brach ein Jahr nach der Theilung, 1446, ein Krieg aus, der in der sächsischen Ge— schichte den traurigen Namen Bruderkrieg führt. Niemand erkannte das Unglück solch eines Krieges tiefer, als Friedrich der Sanftmüthige. Ihm standen die letzten Worte seines Vaters wie Flammenschrift im Herzen. Als er mit seinem Heere bis Lützen vorgedrungen war, schickte er seinen Hofmarschall Kunz von Kaufungen) in das Lager seines Bruders und ließ ihm noch einmal die Hand zur Versöhnung bieten. Wilhelm nahm sie zwar an, die beiden Heere wurden entlassen, aber Apel von Vitzthum blieb in seinem Amte. Herzog Wilhelm ließ sich die Augen über seine Rathgeber nicht öffnen. Die Aussöhnung war von kurzer Dauer, der Kampf entbrannte von neuem. Wilhelm hatte nur wenig Truppen, er rief deshalb die Böhmen zu Hilfe. Mit Freuden folgten diese dem Rufe; denn nun gab es wieder zu rauben und zu morden, zu sengen und zu brennen. Einer Räuberbande gleich zogen 10 000 Böhmen im Meißnerlande umher, verwüsteten, was sie nicht rauben konnten, und schlugen todt, wen sie trafen. Friedrichs Heer ließ es nach solchen Vorgängen an Grausamkeiten auch nicht fehlen. Im Jahre 1450 drang es in Thüringen ein, und besonders wüthete hier der Anführer, der Ritter Harras, auf un- menschliche Weise. So ließ er an einem einzigen Tage sechzig Dörfer in Brand stecken. Das waren Tage der Noth und des Elends! Während des ganzen Krieges kam es zwischen beiden Heeren fast nie zu einer eigentlichen Schlacht, desto mehr suchten sie aber dem feind- lichen Lande durch die unerhörtesten Verwüstungen Schaden zuzufügen. „Dem armen Landmanne plünderte man die Felder, Gärten und Scheunen, trieb die Herden hinweg und brannte die Hütten nieder. Die Städte belagerte und zerstörte man, wobei Handel und Gewerbe stockten und der Ackerbau darnieder lag.“ . Am unglückseligsten erging es der armen Stadt Gera. Wilhelms Heer belagerte diesen Ort. Die Bürger vertheidigten sich helden— müthig und schlugen den Angriff der Belagerer wiederholt zurück. Da Friedrich der Stadt mit einem Theile seines Heeres zu Hilfe eilte, so blieben Gera's Bewohner guten Muthes. Vor der Stadt kam es zwischen beiden Heeren zu einem hitzigen Kampfe, der einzige Haupt- kampf im ganzen Kriege, der für den Kurfürsten unglücklich endete. *) Kunz von Kaufungen war kurfürstlicher Voigt und Amtmann auf dem Schlosse zu Altenburg.