— 74 — hob; es war dies die Entdeckung der reichen Silberbergwerke bei Schneeberg. Auf welche Weise die Auffindung geschah, ist uns nicht genau bekannt. Von den drei verschiedenen Angaben wird die folgende als die wahrscheinlichste angesehen. Da, wo sich jetzt Schneeberg erhebt, war früher eine rauhe Wildniß, in welcher nichts weiter, als nur ein Eisenbergwerk im Gange war. Selbst die Bergleute hatten hier noch keine Wohnstätte aufgeschlagen, sie wohnten in Schlema, eine halbe Stunde von dem jetzigen Schneeberg entfernt. Von Böhmen nach Sachsen herüber kam zuweilen ein Handels- mann, Namens Sebastian Rommer, der allerlei Handwerkszeug zur Schuhmacherei feilbot und mit seiner Waare von Haus zu Haus zog, weil damals viele Leute ihr Schuhwerk selbst fertigten. Handelsmann Rommer verirrte sich und kam in die Nähe des oben erwähnten Eisen- bergwerkes. Hier traf er den Steiger, klagte diesem seine Noth und fragte ihn nach dem Wege. Ein Wort gab das andere, und da der Handelsmann den Steiger mit nach Schlema begleitete, kam die Rede auch auf das Eisenbergwerk. Der Steiger klagte über schlechte Zeiten, die Eisengruben seien nicht reichhaltig und man stieße nur auf taubes Gerölle. Rommer schien nicht blos seine Schustergeräthschaften zu kennen, sondern auch einige Kenntniß von den Erzen zu besitzen, wenigstens scheint es, als habe er das angeblich taube Gestein nicht so ganz für werthlos gehalten. Er nahm einige Erzstücken mit nach Hause und ließ sie hier von Sachverständigen untersuchen. Zu seiner nicht geringen Verwunderung vernahm er, daß die Steine außerordentlich silberhaltig seien. Bei seinen Wanderungen kam Rommer auch nach Nürnberg, legte auch hier das Erz zur Prüfung vor und man bestätigte ihm zu seiner großen Freude, was er schon in seiner Heimat vernommen hatte. Neugierig fragte man ihn, wo er das Erz gefunden habe, allein der kluge Handelsmann schwieg wie das Grab. Nun richtete er seinen Wanderstab nach Zwickau. Wegen mancherlei Händel wurde er hier in Untersuchung gezogen und mußte sich deshalb bei dem Amtshauptmann Römer einfinden. Im Verhör sagte Rommer wie von ungefähr, vielleicht um den Amtshauptmann günstiger zu stimmen, er wisse in der Nähe einen Schatz, „der Einen wohl zum reichen Manne machen könne.“ Ganz erstaunt fragte der Amtshauptmann, wie er das meine, und Rommer entdeckte ihm nach einigem Zögern das Geheimniß. Beide reisten an den geheimnißvollen Ort, und da der Amtshauptmann Mitbesitzer des Eisenbergwerkes war, so legte er in Gemeinschaft mit Rommer die ersten Silberbergwerke an, wodurch beide in kurzer Zeit zu außerordentlichen Reichthümern gelangten. Aus verschiedenen Gegenden eilten Bergleute herbei, die sich hier anbauten; auch andere Leute fanden sich in der Hoffnung ein, ohne