— 77 — d) Der Dom zu Freiberg. Nach Sachsen zurückgekehrt, erwarb sich Herzog Albrecht um Freiberg ein Verdienst, das sein Andenken bis in die fernsten Zeiten erhalten wird. Mit Schätzen in solcher Fülle, wie sie die Schnee- berger Silbergruben lieferten, ließ sich zum Besten des Landes viel ausführen, und in der That erinnert uns auch manches Bauwerk jener Zeit an die Verwendung des gewonnenen Bergsegens. Mit tiefer Bewunderung betreten wir heute noch die ehrwürdige Domkirche zu Freiberg, und daß diese Stadt solch eine Zierde besitzt, ist mit eine Folge der ergiebigen Schneeberger Silberbergwerke. Da, wo sich jetzt dieses Prachtgebäude erhebt, stand früher eine andere Kirche, Marienkirche genannt. Herzog Albrecht ließ sie verschönern und im Jahre 1480 zur Domkirche einweihen. Vier Jahre später wurde Freiberg von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht, welche auch diese Kirche bis aufs Mauerwerk zerstörte. Da half Herzog Albrecht. Er gab einen Theil seiner Einnahmen her, welche ihm aus den Schneeberger Silberbergwerken mit zuflossen, und es wurde mit Wiederaufbau des vernichteten Gotteshauses so- gleich der Anfang gemacht. Da der Bau nur langsam fortschritt, erlebte zwar der Herzog seine Vollendung nicht, doch konnte er wenigstens die prachtvolle Anlage des Ganzen bewundern. Treten wir durch den Haupteingang, der die goldene Pforte genannt wird, weil er früher ganz vergoldet gewesen sein soll, in diesen erhabenen Tempel, so erblickt das Auge 24 Pfeiler, welche die hohe Wölbung tragen. Eigenthümlich ist die Kanzel, welche die Gestalt einer großen Tulpe hat. Die Treppe ruht auf dem Rücken eines Jünglings, welcher, wie man sagt, den Erbauer dieser Kanzel darstellen soll. Unter der Kanzel sitzt ein Mann mit einem Hunde, wahrscheinlich den Baumeister dieses herrlichen Domes darstellend. Hier in diesem erhabenen Gotteshause fanden eine Anzahl Vorfahren unseres Königshauses, wie wir später sehen werden, ihre letzte Ruhestätte. e) Die erste Guchdruckerei in Teipzig, 1480. Sollen die Bewohner eines Landes wahrhaft glücklich sein, so reicht es nicht aus, daß auf den Feldern volle Getreideähren wogen, daß auf den Wiesen große Viehherden grasen, daß in der Erde reiche Schätze gefunden werden, daß Handelsleute aus fremden Gegenden herbeiströmen, Waaren erhandeln und sie weithin ausführen — nein, es kommt noch sehr viel darauf an, daß die Einwohner ver- ständige, gebildete und fromme Menschen sind. Die besten Fürsten und die besten Gesetze können nicht viel wirken, sobald bei den Unter- thanen Unwissenheit und Aberglaube zu Hause ist.