und als die Speisen aufgetragen wurden, suchte er links und rechts nach seinem Brote. Da rief ihm der Kurfürst im ernsten, stra— fenden Tone zu: „Sehet Ihr nun, was es für eine herrliche Sache um das liebe Brot ist? Ein andermal reitet das Getreide nicht wieder nieder, sonst seid Ihr nicht werth, daß Ihr das liebe Brot esset!“ — Mit dieser väterlichen Sorge für das Wohl seiner Unter- thanen stand auch die gewissenhafteste Sparsamkeit in allen seinen Ausgaben in engster Verbindung. War der Tag zu Ende, so ließ sich der Kurfürst die Rechnungen über die gemachten Ausgaben vor- legen. Sorgfältig sah er alles durch, und sobald er die Ueberzeugung gewann, daß hier und da etwas erspart werden könnte, so wurde dies sogleich angemerkt. Wehe dem, welchen der Kurfürst bei einer Unredlichkeit oder Unwahrheit entdeckte. Wer mit Betrug und Lüge umging, war ihm verhaßt, und es dauerte oft sehr lange, ehe sich solch ein Mensch das Vertrauen des Kurfürsten wieder erwerben konnte. Ein Mann, wie Friedrich der Weise, der sich in seiner Jugend so viel nützliche Kenntnisse eingesammelt hatte, war nicht damit zu- frieden, daß seine Unterthanen Brot hatten, ihm lag auch ihre Bil- dung am Herzen. Da er selbst den Gesang liebte, so sorgte er auch, daß bei Anderen die Liebe zum Gesange geweckt wurde und nament- lich ließ er talentvolle Knaben in dieser Kunst unterrichten.) Sachsen besaß, wie oben erwähnt, seit dem Jahre 1409 eine Universität, welche bei der Theilung 1485 an das albertinische Sachsen kam. Friedrich der Weise wünschte für das ernestinische Sachsen recht sehnlichst ebenfalls eine Hochschule. Im Jahre 1502 ging dieser heiße Wunsch in Erfüllung, denn zu seiner großen Freude konnte im genannten Jahre in Wittenberg eine neue Universität eingeweiht und eröffnet werden. Für diese neue Hochschule sorgte der Kurfürst mit der väterlichsten Gewissenhaftigkeit, und sein Herz hing mit solcher Liebe an ihr, daß er sie oft „seine liebe Tochter" nannte. Für liebe Söhne und Töchter wird dem Vater keine Ausgabe zu schwer. Der Kurfürst scheute kein Opfer, berühmte Professoren für seine Universität zu gewinnen, und sehr bald sollte er auch die innigste Freude an seiner „lieben Tochter“ erleben. In kurzer Zeit gelangte die junge Universität zu solchem Ruhme, daß ihr Name in ganz Deutschland einen guten Klang hatte. Da zog denn auch im *) Er hatte „eine ehrliche große Singerei“ (manchmal wird sie auch Cantorei genannt), die er gut besoldete, und hielt den Knaben einen eigenen Schulmeister, sie zur Lehre und Zucht zu erziehen. Unter den Sängern beichnete, sch, ein Altist aus, „dergleichen andere Fürsten weit und breit nicht gehabt.“