— 96 — bedenke, daß es den armen Leuten auch nicht wohl gethan hat, die deinetwegen niedergemacht worden sind.“ Münzer wurde hierauf auf einen Wagen geschmiedet und in das feste Schloß Heldrungen an der Unstrut gebracht, wo er noch mehrere Male die Folter erdulden mußte, bis er die Namen seiner Verbündeten nannte. Unterdessen hatte man auch Pfeiffer bei Eisenach ergriffen und nach Mühlhausen zurückgebracht, wo er mit Thomas Münzer den Tod durch das Schwert erlitt. Auf dem Wege zum Richtplatze hatte der früher so verwegene und trotzige Bauernanführer alle und jede Fassung verloren. — Die Erhebung der Bauern war nun niedergekämpft. Tausende hatten ihr Leben oder ihr Eigenthum verloren. Solch Elend bringt Empörung wider die Obrigkeit, die von Gott verordnet ist. Leider brachten diese traurigen Vorgänge noch andere große Nachtheile. Luther hatte frei und öffentlich gelehrt, kein Mensch auf Erden und selbst der Papst nicht, könne den Christen vorschreiben, was er glauben solle und müsse. Die einzige Quelle des Glaubens sei die heilige Schrift. Der Christ müsse sich demnach frei machen von dem Zwange, welchen der Papst über die Ge— wissen ausübe; er müsse sich frei machen von dem Aber— glauben, der damals wie eine düstere Wolke die Geister der Menschen umnachtete; er müsse sich frei machen von der Unwissenheit, in welche der größte Theil der Christenheit versunken sei; er müsse sich frei machen von den Mißbräuchen und Irrthümern, welche sich nach und nach in die christliche Kirche eingeschlichen hätten. Diese Lehre von der christlichen Freiheit, welche schon Christus und seine Apostel predigten, mißbrauchten leider manche Schwärmer und trugen sie auf die Freiheit in weltlichen Verhältnissen über. Der Christ, meinten sie, brauche keine Obrigkeit, und wie im Reiche Gottes einer dem anderen gleich und zwischen Herrn und Knecht kein Unterschied sei, so müsse es auch in irdischen Reichen werden. Man vermengte also absichtlich Himmlisches und Irdisches, Göttliches und Menschliches und predigte geradezu Aufruhr und Empörung. Die unwissenden Menschen jener Zeit waren leider nicht im Stande, Richtiges und Falsches von einander zu unterscheiden und schenkten deshalb diesen verkehrten Lehren mit größter Begeisterung Glauben. Diese Erscheinung paßte aber recht in die Pläne der Feinde Luthers und der Reformation. „Nun seht Ihr“, hieß es, „welche Früchte das Werk, das Ihr Kirchenverbesserung nennt, bringt. Aufruhr und Empörung, Unglück und Verderben verbreitet Ihr in der Welt.“ Daß dieses Urtheil die größte Ungerechtigkeit enthielt, mochte man nicht einsehen. Hatte nicht Luther in Wort und Schrift, auf der Kanzel und auf dem Katheder mit den eindringlichsten Worten zum Gehorsam gegen die Obrigkeit ermahnt? Und daß seine Ermahnungen