— 97 — zu Herzen gingen, beweist der Umstand, daß sich gerade die Bauern in der Wittenberger Gegend von den oben geschilderten Unruhen und Greuelthaten gänzlich fern hielten. Mit welch heiligem Eifer hat sich dieser Gottesmann ferner gegen die Schwarmgeister, wie er die ver— blendeten Rädelsführer nannte, erklärt und es tief bedauert, daß sie das arme, unwissende Volk irre leiteten. Nur Unwissenheit und Bosheit konnte im Stande sein, die beklagenswerthen Verirrungen Luther und seinem Werke zur Last zu legen. Von Wittenberg aus sind die Unterthanen nie aufgefordert worden, ihren Fürsten und ihren Obrigkeiten den Gehorsam aufzukündigen. 34. Johann der Bestündige und die Fortsetzung dex Reformation. a) Tohanns Familienleben. Weitere Einführung der Reformation. Reichstag zu Speyer (1529), m Augsburg (1530). Der Schmalkaldische Bund (1531). Der Nürnberger BReligionsfriede (1532). Friedrich des Weisen Nachfolger in der Kurwürde war sein Bruder Johann, welcher sich den ehrenwerthen Beinamen „der Beständige"“ erwarb, und daß er denselben mit Recht verdiente, davon werden wir uns bald überzeugen. Daß Kurfürst Johann mit seinem verstorbenen Bruder in herzlichster Einigkeit gelebt hatte, ist uns schon früher klar geworden. Wie Johann ein musterhafter Bruder war, so war er auch ein ausgezeichneter Vater. Von welch unendlichem Werthe eine gute Erziehung für das ganze Leben ist, hatte Johann an sich selbst erfahren. Ihm war es daher eine heilige Herzensangelegenheit, auch auf seine Kinder den Segen einer guten Erziehung übergehen zu lassen. Frühzeitig mußten daher seine beiden Söhne nicht blos tüchtig lernen, sondern sie wurden auch zum Gehorsam, zur Gottesfurcht, wie über- haupt zu allem Guten angehalten. Den Hofleuten wollte es gar nicht in den Sinn, daß die kurfürstlichen Söhne fleißig studiren mußten, und weniger im Kämpfen und Schießen, im Reiten und in anderen ritterlichen Uebungen unterwiesen wurden. Einmal faßten sie sich ein Herz und sprachen ihre Verwunderung hierüber unverhohlen gegen ihren Herrn aus. Da erhielten sie eine Antwort, die den Kurfürsten heute noch ehrt. „Die Dinge, von denen ihr sprecht“, sagte er, „lernen meine Söhne von sich selbst. Wie man zwei Beine über ein Pferd hängen, des Feindes oder der wilden Thiere sich erwehren, oder einen Hasen fangen soll, das können meine Reiterjungen und Jägerbuben auch, und das von sich selbst. Aber wie man gottselig leben, weislich regieren und Leuten löblich vorstehen soll, dazu gebrauchen wir gelehrte Leute und gute Bücher nebst Gottes Geist und Gnade.“ Das war eine fürstliche Antwort, welche die Hofleute zum Schweigen brachte. Geschichte Sachsens. 7