— 105 — nur, was man geben mußte. Noch mehr, Georgs Bruder, Herzog Heinrich, nahm endlich ebenfalls die Reformation an und führte sie in Freiberg, Wolkenstein und in einigen Aemtern, die ihm ge— hörten, ein. Hierzu kam noch eine andere Prüfung, die den Herzog fast zu Boden drückte. Von seinen zehn Kindern sanken neun, unter ihnen seine fünf Söhne, vor ihm ins Grab. Namentlich schmerzte ihn der Verlust seines Sohnes Johannes. Dieser war der erbittertste Feind Luthers. Einst ließ er diesem sagen: „Wäre sein Vater gegen ihn eisern gewesen, so wollte er, wenn er künftig ins Regiment käme, stählern sein.“ Solche Feindschaft ließ den Herzog Georg hoffen, daß Johannes einst mit Feuer und Schwert gegen die Re- formation auftreten werde; indes der Mensch denkt und Gott lenkt. Zwei Jahre vor Georgs Tode wurde Prinz Johannes in die Gruft gesenkt. Noch ein blödsinniger Sohn war am Leben, und auch dieser starb wenige Monate vor dem Tode des tiefgebeugten Vaters, merkwürdiger Weise an demselben Tage, an welchem ihm als künf- tigem Herzoge gehuldigt werden sollte. So mußte der bejahrte Herzog mit Jakob seufzen: „Ich muß sein wie einer, der seiner Kinder gar beraubt ist." Der nächste Erbe war Georgs Bruder, Heinrich. Nur zu fest stand bei Herzog Georg die Ueberzeugung, daß dieser einst die Reformation im Herzogthum Sachsen einführen werde, und deshalb beschäftigte ihn Tag und Nacht der Plan, dieses auch für die Zeit hinaus zu verhindern, wann er nicht mehr unter den Lebenden sein werde. Wie dies aber anfangen? Da faßte er den Entschluß, den katholischen König Ferdinand von Böhmen als Erben seines Landes einzusetzen. Zwar gab er diesen Plan wieder auf, setzte aber in seinem Testamente fest, Herzog Heinrich solle in Religionssachen nichts ändern. Halte er dies nicht, dann solle er des Landes ver- lustig werden und es solle dem Könige von Böhmen zufallen. Mit Gewißheit sahen Georgs Räthe voraus, daß Heinrich dieses Testament nicht halten könne und werde und daß nothwendig ein Krieg ausbrechen müsse. Offen und frei stellten sie daher ihrem Her- zoge vor, er möchte doch lieber bei seinem Bruder anfragen lassen, wie er es mit der Reformation halten wolle. Georg schenkte diesem Vorschlage Beifall, und so wurden mehrere Abgeordnete nach Mitt- weida, wo sich damals sein Bruder zufällig aufhielt, abgesendet. Diese schlugen dem Herzoge Heinrich vor, er möge doch seinem Bruder eine Antwort geben, mit der er zufrieden sein könne, damit ihm, dem Herzoge Heinrich, eine so reiche Erbschaft nicht entginge. Nicht wenig erstaunt waren die Gesandten, als ihnen Heinrich folgende Antwort ertheilte: „Euer Anliegen erinnert mich an nichts anderes, als an den Teufel in der Wüste, der den Herrn Jesum auf