— 107 — Christum selig würde, so würden sie gar bald zu ruchlos werden und sich gar keiner guten Werke befleißigen.“ Herzog Georg hätte recht gehabt, wenn man jemals in der evangelischen Kirche vergessen hätte, was der Apostel Jakobus, der überdies noch sein Schutzheiliger war, sagt: Der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er todt an sich selber. Am Todestage des Herzogs Georg hielt der neue Landesherr abends bei Fackelschein durch die dichten Reihen des Volkes in Dresden seinen Einzug. — Die fürstliche Leiche wurde im Dome zu Meißen beigesetzt. Herzog Georg war der letzte regierende Fürst, der seine Ruhestätte hier fand. Im Ganzen ruhen 22 Personen aus unserm Fürstenhause im Meißner Dome. 36. Herzog Heinxich, 1639 — 1541. a) Einiges über Heinrichs Eigenthümlichkeiten. Gründung der Stadt Marienberg. Auf diesen neuen Landesvater richteten die Bewohner des Herzogthums Sachsen hoffnungsvoll ihre Blicke. Von ihm erwar- teten sie, wonach sie sich schon lange gesehnt. Ihm war ja das reine Evangelium unsers Herrn ein werthes, theures Wort, und zu diesem Worte wollten sie sich, wie ihre Brüder im Kurfürstenthum Sachsen, ebenfalls bekennen. Was man einmüthig gehofft, wurde zur Freude aller auch erfüllt. Ehe wir indes weiter darauf eingehen, wollen wir Einiges über Heinrichs Charakter und über seine Eigenthümlichkeiten voraus- schicken. Von seinem Bruder Herzog Georg hatte er die Städte Freiberg und Wolkenstein und eine Anzahl Dorfschaften als Eigenthum erhalten. Das Ländchen war zwar sehr klein, aber seine Bewohner waren außerordentlich glücklich. Hatten sie doch einen Fürsten, der sie wie ein Vater liebte. Heinrich besuchte seine Unter- thanen bei ihren Arbeiten, unterhielt sich mit ihnen aufs herzlichste und nahm wie ein liebender Vater an ihren Freuden und Leiden den innigsten Antheil. Nicht selten mischte er sich in die Reihen der ehrlichen und treuen Bergleute, ließ sie musiciren und lauschte mit sichtbarer Freude jedem ihrer Töne, wie er denn überhaupt ein großer Freund der Musik und namentlich des Gesanges war, oder er legte seinen Wolfspelz, den er fast immer trug, ab, zog Bergmanns- kleider an und stieg mit hinab in die Tiefe der Erde. Die Wolken- steiner nannten ihn wegen seiner Herablassung und Freundlichkeit gewöhnlich den „guten Heinz“ oder „Hinz“. Merkwürdig bleibt es, daß Heinrich so manche Eigenheiten liebte, die an sich zwar unschuldig, aber doch von so sonderbarer