— 118 — man berieth, man stritt, der günstige Augenblick ging verloren und der Kaiser hatte Zeit gewonnen, sein Heer zu verstärken und die festen Plätze an der Donau einzunehmen. Die Verbündeten sahen einander nur verwundert an und wollten ein andermal klüger sein. b) Herzog Moritz soll die Reichsacht an dem Kurfürsten von Sachsen vollstrecken. Karl V. dringt nach Sachsen vor, schont Ceisnig vor dem Untergange. Ein Schlag nach dem andern traf nun die Verbündeten. Herzog Moritz hatte vom Kaiser den Auftrag erhalten, an dem geächteten Kurfürsten von Sachsen die Reichsacht zu voll— strecken, „weil er“, wie der Kaiser sagte, „wegen der nahen Ver— wandtschaft die nächste Anwartschaft auf die Länder habe.“ Binnen sechs Wochen war Moritz Herr von Kursachsen. Das evangelische Deutschland entsetzte sich über diese That; bei dem Kaiser war dagegen das Entzücken fast grenzenlos. Kanonensalven verkündeten dieses Ereigniß dem Heere. Wie ein Donnerschlag traf diese Nachricht den Kurfürsten. Ende November verließ er mit seinen Sachsen das Bundesheer, das sich auflöste. Einem gereizten Löwen gleich, brach der Kurfürst in seine Erbländer ein, und im März 1547 hatte er dieselben seinem Vetter Moritz wieder entrissen und außerdem auch dessen Herzogthum, mit Ausnahme Dresden, Pirna und Leipzig erobert. Moritz, über diese Wendung der Dinge ganz bestürzt, eilte über die Grenze nach Böhmen, um sich zu einem neuen Kriegs— zuge vorzubereiten. In Süddeutschland sah der Kaiser nun keinen Feind mehr. Im Siegesfluge durchzog er das damalige Herzogthum Württemberg, ferner die Kurpfalz und sah die Abgeordneten der Reichsstädte um Gnade bittend zu seinen Füßen liegen. Nachdem er sich in Eger mit seinem Bruder und dem Herzoge Moritz vereinigt hatte, brach er mit seinen Truppen nach Sachsen auf. Der Kurfürst hielt es für unmöglich, daß ihm der Feind so nahe sei, wohl möglich, daß sich in seiner Umgebung auch Verräther be- fanden, die ihn in seinem Irrthum bestärkten. Wäre er von der Nähe des Feindes genau unterrichtet gewesen, so hätte er jedenfalls seine zerstreuten Truppen zusammengezogen, leider aber unterließ er zu seinem großen Nachtheile diese Maßregel. Als er sich endlich von dem Anrücken des Kaisers überzeugte, zog er sich von Meißen an der rechten Elbseite nach Mühlberg hin und ließ die Meißner Elbbrücke in Brand stecken, um sich den Rücken zu decken. Daß dem sonst so ehrenwerthen Kurfürsten Feldherrntalente abgingen, zeigte sich bei Mühlberg abermals recht deutlich. Hier hielt er sich für sicher, da ihn, wie er glaubte, die Elbe vor jedem Angriff schütze. Weitere Maß- regeln, um dem Feinde den Uebergang über die Elbe unmöglich zu