— 120 — bei dem Schuhmacher Apianus im Quartier gelegen und hier ganz zufällig das Bildniß des Sohnes seines Wirthes gesehen. Der Sohn dieses armen Mannes war ein außerordentlich gelehrter Mann ge— worden und wirkte als Professor an der Universität zu Ingolstadt.) Kaiser Karl war ein Schüler dieses Professors, da er früher Unter- richt in der Astronomie von ihm erhalten hatte. Von jenem Offizier auf die Entdeckung in seinem Quartier aufmerksam gemacht, verschonte der Kaiser als dankbarer Schüler die Geburtsstadt seines Lehrers und meinte, es würde ihm leid thun, wenn er die Vaterstadt des Apianus ins Unglück bringen wolle. Sogleich ließ er ausrufen: „daß kein Soldat bei Leibes= und Lebensstrafe einen Menschen in der Stadt beleidigen oder etwas nehmen solle!“ J%) Ichlacht bei Mühlberg, 1547. Am 24. April 1547 langte der Kaiser an der linken Elbseite und zwar Mühlberg gegenüber an. Dichte Nebel lagerten auf der Erde. Am jenseitigen Ufer hatte man nicht die geringste Ahnung von der Größe der Gefahr. Mit größter Andacht wohnte der Kurfürst — es war gerade Sonntag — dem Vormittagsgottesdienste bei, nicht ahnend, welch furchtbare Gewitterwolke sich in wenig Stunden über seinem Haupte entladen sollte. In der elften Vormittagsstunde wurde er endlich aus seiner Sicherheit aufgeschreckt. Feindliches Waffengeklirr, dröhnender Kanonendonner verkündeten ihm, was er bis jetzt für unmöglich gehalten: Der Kaiser mit seiner ganzen Macht drohte ihn niederzuschmettern. Vergeblich war es, daß der Kurfürst die Schiff- brücke sogleich in Brand stecken ließ, vergeblich war es, daß er mit seiner Kavallerie das rechte Elbufer zu decken suchte; ehe er sich's versah, hatte der Feind das jenseitige Ufer erreicht. Mit Hilfe eines Müllers, Barthel Strauchmann hieß dieser Mensch, entdeckten die Kaiserlichen eine seichte Stelle in der Elbe. Die Spanier, ihren Harnisch ablegend, stürzten sich in die Fluten, und die Reiter, welche meistentheils noch einen Fußsoldaten aufsitzen hatten, ritten durch den Strom und erreichten glücklich ihr Ziel. Endlich folgten ihnen auch der Kaiser, sein Bruder Ferdinand, Moritz und Alba. Der Kaiser brannte vor Schlachtbegier so sehr, daß er nicht einmal die Ankunft aller seiner Infanterie abwartete. Auf solch einen unerwarteten Angriff war der Kurfürst nicht vorbereitet. Ein hitziger Kampf entspann sich, in welchem Moritz *) Peter Apianus wurde 1495 in Leisnig geboren. Er widmete später Kaiser Karl V. ein astronomisches Werk und dieser vergütete ihm nicht blos die Druckkosten, sondern schenkte ihm auch 3000 Dukaten und erhob ihn in den Adelstand.