— 127 — schickte deshalb einen besonderen Gesandten an ihn ab; allein Moritz ließ dem Kaiser sagen: „ohne Einwilligung der anderen Kurfürsten könne er sich in so wichtige Sachen nicht einlassen.“ Das Mißtrauen, welches Moritz durch sein früheres Verhalten in Deutschland hervorgerufen hatte, minderte sich jetzt schon allmählich durch so entschiedenes Auftreten gegen des Kaisers Pläne, und mit großer Spannung lauschte man bei wichtigen Vorkommnissen auf die Aussprache des sächsischen Kurfürsten. b) Kuxfürst Moxitz belagert Magdeburg, schließt heimlich Bündnisse gegen den Kaiser, erklärt diesem den Krieg und bricht nach dem Süden Deutschlands auf. Sehr bald wurde man an Moritzens Gesinnung wieder irre. Kaiser Karl hatte ihm nämlich die Vollstreckung der Reichsacht an Magdeburg übertragen. Aller Augen waren auf Moritz und auf Magdeburg gerichtet. Diese feste Burg der Evangelischen sollte durch einen Evangelischen fallen! Kaiser Karl konnte kaum den Augenblick erwarten, der ihm die Nachricht von der Erstürmung dieser Stadt bringen würde; aber in dem tiefsten Innern des klugen Albertiners war ein Plan zur Reife gekommen, der jetzt noch mit dem dichtesten Schleier eines Geheimnisses umhüllt bleiben mußte. Vor aller Welt lag es nämlich offen da, daß der Kaiser die Selbständigkeit Deutschlands zu vernichten suchte. Seinem Eide zu- wider hatte er z. B. die beiden Oberhäupter des Schmalkaldischen Bundes eigenmächtig in die Reichsacht erklärt; — seinem Eide zu— wider hatte er Deutschland mit fremden Truppen überschwemmt, „die“, wie Moritz später selbst sagte, „den armen Unterthanen Hab und Gut, Schweiß und Blut aussaugen“; — seinen wiederholten Er— klärungen zuwider, in Religionssachen keinen Gewissenszwang anzu— wenden, that er doch alles zur Unterdrückung der Evangelischen. Dies und noch manches Andere brachte in Moritz den Entschluß zur Reife, seine Macht gegen den Kaiser zu wenden und „lieber Noth und Tod zu leiden, als solche Unbilligkeiten länger mit Geduld zu ertragen.“ Wie war dies aber mit Erfolg ins Werk zu setzen? Un- besonnenes Hervortreten, vorlautes Ausposaunen konnte alles im Keime ersticken; war doch der Kaiser im Stande, in kurzer Zeit ein ansehnliches Heer ins Feld zu stellen. Unterlag Moritz, dann drohte zugleich auch Deutschlands Selbständigkeit und der mühsam errungenen gereinigten Glaubenslehre die höchste Gefahr. Zunächst verband sich Moritz im Stillen mit anderen Fürsten Deutschlands, und diese versprachen einander feierlichst: dem im Jahre 1530 in Augsburg abgelegten Glaubensbekenntnisse treu zu bleiben und nicht ein Haar breit von der evangelischen Lehre zu weichen; —