— 128 — ferner die Befreiung der gefangenen Fürsten zu verlangen und die Rechte und Freiheiten Deutschlands zu vertheidigen. Außerdem ver— band er sich noch mit Frankreich und rechnete auch in der Zeit der Noth auf Englands Beistand, sowie er auch an Dänemarks Hilfe nicht zweifelte, zumal da sich seit einigen Jahren sein Bruder August mit der dänischen Königstochter Anna verheiratet hatte. So waren die nöthigen Bündnisse, die natürlich geheim gehalten wurden, geschlossen. „Man mußte doch nun auch Anstalten zur Ausrüstung einer Heeresmacht treffen und dies konnte dem Kaiser nicht verborgen bleiben“, wird man denken. Der Kaiser hatte hierzu, ohne es natür— lich zu wissen und zu wollen, dem Kurfürsten Moritz selbst die Hand geboten. Moritz sollte, wie oben erwähnt, Magdeburg züch— tigen, und mit diesem Auftrage grub sich der Kaiser selbst die Grube, in die er nun bald stürzen sollte. Ohne Aufsehen zu erregen, konnte Moritz ein schlagfertiges Heer ausrüsten. Um hierzu Zeit zu ge— winnen, zog er die Belagerung Magdeburgs in die Länge. Dieselbe nahm Ende des Jahres 1550 ihren Anfang, aber das Frühjahr und der Sommer des nächsten Jahres verstrichen und schon meldete sich der Herbst mit seinen regnerischen und stürmischen Tagen, und immer noch harrte der Kaiser vergeblich der frohen Kunde: Magdeburg ist erstürmt oder es hat sich auf Gnade und Ungnade ergeben! Um weiter vorschreiten zu können, hielt es Moritz nun an der Zeit, die Belagerung Magdeburgs zu Ende zu führen. Der um- sichtige Feldherr suchte sich den Rücken zu decken. Für den immerhin möglichen Fall, daß sein kühnes Unternehmen gegen den Kaiser miß- glücken könnte, sollte ihm Magdeburg bei einem Rückzuge als Schutz und Hort dienen. Die Stadt ergab sich auf des Kaisers Gnade und Ungnade. Die schwer geprüften Einwohner jubelten freudig auf, als Moritz die vom Kaiser gestellten harten Bedingungen fast alle milderte. So sollten z. B. die Festungsmauern bis auf weiteres stehen bleiben, die Einwohner sollten das Augsburgische Glaubens- bekenntniß behalten dürfen und dergl. Mit großer Freude huldigte hierauf die Stadt dem Kurfürsten als dem „Herrn des Landes und als Burggrafen zu Magdeburg.“ — Magdeburg war dem Kurfürsten gesichert. Der Krieg war zu Ende, allein auffallend war es, daß Moritz sein Heer nicht entließ. Um jeden Verdacht im Keime zu ersticken, erklärte er öffentlich, daß er seine Truppen nur dann ent- lassen könne, sobald er ihnen den rückständigen Sold auszuzahlen im Stande sei. Moritz hatete sich die Schwierigkeit seines kühnen Schrittes nicht verhehlt. Noch einmal wollte er den Weg der Bitte betreten, um wenigstens den Kaiser zur Freilassung des gefangenen Landgrafen zu bewegen, allein die Gesandten kehrten unverrichteter Sache vom Kaiser zurück.