— 142 — zichtet habe und daß der Nachfolger des verstorbenen Kurfürsten niemand anders, als dessen Bruder, Herzog August, sein könne. Dieser befand sich bei dem Tode seines Bruders nicht in Sachsen; er hatte seinem Schwiegervater, dem Könige Christian III. von Dänemark, einen Besuch abgestattet, und hier erreichte ihn die Kunde von dem eingetretenen Todesfalle. Unverzüglich eilte er nach Sachsen zurück und nahm es als sein Erbe in Besitz. Johann Friedrich der Großmüthige wollte sich aber noch nicht beruhigen, und so entschloß sich Kurfürst August, an seinen Vetter noch einige Ländereien, z. B. Altenburg, abzutreten, welches seit jener Zeit zu dem ernestinischen Sachsen gehört. Diese Entschädigung stellte aber Johann Friedrichs Nachfolger noch nicht zufrieden. Derselbe hieß ebenfalls Johann Friedrich, mit dem Beinamen der Mittlere oder der Zweite. Tag und Nacht beschäftigte er sich mit Plänen zur Wiedererlangung der verloren gegangenen Kurwürde. Tief müssen wir es beklagen, daß sich dieser Fürst leeren Hoffnungen überließ, die nicht erfüllt werden konnten, so schmerzlich es für ihn auch sein mochte, von Gotha aus über ein kleines Land regieren zu müssen. Leider verblendete jene leere Hoffnung diesen Fürsten so sehr, daß er sich von einer Schuld zur andern hinreißen ließ. Mit dem bei Moritzens Tode erwähnten unruhigen Mark- grafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach hatte sich auch ein Ritter, Wilhelm von Grumbach, verbunden. Dieser Mann benahn sich so, als herrsche in Deutschland kein Gesetz, keine Ordnung und kein Recht. Mit seinem Anhange suchte er bald diese, bald jene Gegend wie ein Räuberhauptmann heim, er erschoß den Bischof von Würz- burg, erstürmte diese Stadt und verübte noch andere Gewaltthaten. Was er verdiente, traf ihn endlich auch. Der Kaiser erklärte ihn in die Reichsacht. Was machte aber Johann Friedrich II. Er nahm diesen geächteten Räuber und Mörder in seine Festung Gotha auf und sagte ihm seinen Schutz zu. Das war ein schweres Ver- brechen gegen den Kaiser und das ganze deutsche Reich. Dabei ließ es der Herzog noch nicht bewenden. Bald wurde er mit dem Ritter Ein Herz und Eine Seele; denn dieser schlaue Mensch spiegelte dem leichtgläubigen Herzoge vor, daß er ihn zum Wieder- besitze der Kurwürde verhelfen werde. Was der Mensch, wünscht, glaubt er nur gar zu leicht, und so schenkte auch der Herzog diesen Versprechungen vollen Glauben. Eiligst wurden allerlei Pläne ge- schmiedet, um das Werk in Ausführung zu bringen. Selbst Mord- anschläge gegen das Leben des Kurfürsten August gehörten zu den Mitteln, die Grumbach zur Erreichung seines Zieles in Anwendung bringen wollte. Wie sehr sich der Herzog von seinem Schützlinge umgarnen ließ, beweist der Umstand, daß er Münzen mit dem kur- fürstlichen Wappen prägte. Wiederholt ergingen von dem Kaiser und