— 146 — für ein Unrecht. Er kaufte sie an, errichtete auf ihnen Kammergüter und verwandelte sie in tragbares Land. b Mit gleicher Liebe sorgte er auch für Verbesserung des Obst- aues. Sein Bruder Moritz hatte in dem jetzigen Friedrichstadt-Dresden ein Gut, Klein-Ostra, angekauft. Vater August erwarb noch das zweite Gut, das damals Groß-Ostra hieß, und gründete auf diese Weise das jetzige große Kammergut Ostra. Dieses Gut sollte eine Musterwirthschaft für das ganze Land werden und diese Absicht erreichte auch Vater August. Sehr bald entstand hier die größte Baumschule des Landes. Da sah man den Kurfürsten mit Spaten, Messer, Säge und Hacke in der Baumschule wie einen gewöhnlichen Gärtner arbeiten, und daß das Werk seiner Hände und sein Fleiß gesegnet wurde, beweist der Umstand, daß er in dem einen Jahre nicht weniger als 60 000 junge Obststämmchen zum Verkaufe — nach unserm Gelde das Stück zu 25 bis 30 Pfennige — ausbicten konnte. Um den Anbau der Obstbäume aller Orts zu fördern, vertheilte der Kurfürst Obstkerne und erließ an seine Beamten in der Meißner Gegend den Befehl, in den Dörfern Kirschkerne einzusammeln und sie ihm zuzuschicken. Wer eine Metze gute Obstkerne einsandte, erhielt dafür eine gleiche Menge Getreide. Außerdem verordnete er, daß jedes junge Ehepaar, welches Grund und Boden besaß, kurz nach seiner Trauung einige Obstbäume anpflanzen mußte. Durchreiste Vater August sein Land, und dies that er sehr oft, so führte er ein Säckchen guter Obstkerne bei sich, säete sie unterwegs und ließ sie später verpflanzen. Um den Boden sogleich auflockern zu können, hatte er seinen Reisestock in Form einer Hacke einrichten lassen. Durch ihn wurde auch eine ganz neue Obstsorte in Sachsen heimisch; es war dies das sogenannte Franzobst’), welches er aus fremden Ländern bezog und auf seinem Ostravorwerke sorgfältig pflegte. Außer seinem Beispiele wirkte Vater August auch noch durch ein anderes Mittel für Verbreitung der Obstzucht, sowie überhaupt des Gartenbaues. Er schrieb nämlich zur Belehrung für jedermann eine Anweisung zum Obst= und Gartenbau, welches Büchlein so stark gekauft und gelesen wurde, daß es drei Auflagen erlebte. Sehr bald zeigten sich die segensreichen Folgen dieser Thätigkeit. Die Gegend zwischen Dresden und Meißen, namentlich die Umgegend Meißens, die Lommatzscher, die Oschatzer und die Leipziger Gegend wurde allmählich zu einem großen Obstgarten vorbereitet und schon damals gewann man reiche Vorräthe veredelten Obstes. *) Franz, abgekürzt von französisch, kommt in sehr vielen Verbindungen vor; z. B. Franzbranntwein, Franzbrodchen 2c. Franzobst nennt man das auf niedrig gezogenen Bäumen wachsende Obst, und stehen dergleichen Bäume meistentheils auf den Rabatten der Gemüse= und anderer Gärten.