— 153 — aus weißem Marmor die Ruhestätte dieser verdienstvollen Frau. Auf diesem Denkmale ist Barbara Uttmann, vor einem Klöppelsacke sitzend, abgebildet und es trägt die Inschrift: „Hier ruht Barbara Uttmann, gestorben den 14. Januar 1575. Sie ward durch das von ihr im Jahre 1561 erfundene Spitzenklöppeln die Wohlthäterin des Erzgebirges.“ „Ein sinniger Geist, eine thätige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland.“ Die Blütezeit der Spitzenklöppelei ist jetzt vorüber, denn die Nachfrage nach geklöppelten Spitzen wird seltener. In der neueren Zeit werden englische, auf Maschinen gewirkte Spitzen massenhaft ein— geführt. Sind diese auch nicht so dauerhaft, als die geklöppelten, so werden sie ihrer Billigkeit wegen im Handel und Wandel jenen doch vorgezogen. Die Regierung bietet alles auf, diesen alten Erwerbs- zweig in seiner früheren Blüte zu erhalten. In vielen Städten und Dörfern des Erzgebirges sind Klöppelschulen errichtet, in welchen Mädchen, selbst vom vierten Jahre an, Anweisung in der Klöppelei erhalten. In jener Zeit begannen auch noch andere Erwerbszweige in Sachsen aufzublühen. Gegenwärtig werden in den zahlreichen vater- ländischen Fabriken Unmassen von baumwollenen Waaren gefertigt, welche man in alle Welt versendet. Unter Vater August entstanden in Plauen die ersten Fabriken dieser Art. Längere Zeit vorher hatte man sich schon in der Schweiz mit Baumwollenweberei beschäftigt. Auch hier lebten damals die katholischen und evangelischen Christen nicht so friedlich nebeneinander, wie z. B. jetzt in Sachsen. Verfol- gungen und Bedrückungen aller Art waren das Loos der Evangelischen und diese zogen es deshalb vor, ihr Vaterland zu verlassen und eine andere Wohnstätte aufzusuchen. In Hof und in Plauen lief sich eine Anzahl dieser Auswanderer nieder und sie waren es, welche die Baumwollenweberei in diese Gegenden verpflanzten. So mannigfaltig wie jetzt waren damals die baumwollenen Waaren nicht; man fertigte hauptsächlich baumwollene Schleier, welche namentlich von den Griechen in Massen angekauft wurden. Später bereitete man baumwollene Waaren aller Art, namentlich gegitterte Zeuge und nannte sie überhaupt Mouselinwaaren. — Die freundlich aufgenommenen Einwanderer, namentlich die Niederländer, trugen auch zur Hebung anderer Gewerbe ungemein viel bei. Einhundert Jahre früher war z. B. das sächsische Tuch schon weit und breit berühmt; aber zu Vater Augusts Zeiten blühte die Tuchmacherei so außerordentlich, daß das Grimmaische, das Zwickauer, das Meißner Tuch an Güte mit dem niederländischen und englischen wetteiferte. Nach unsern jetzigen Geldverhältnissen waren damals die Tuchpreise außerordentlich niedrig. Eine Elle gewöhnliches Tuch wurde damals