— 156 — denn er hatte täglich 150 Eimer (ungefähr 10 000 Liter) für 1000 Pferde — den Bedarf für die Menschen nicht mit gerechnet — zu liefern, wozu seine Kräfte nur 26 Tage lang ausreichten. Zum zweiten Male versiegte sein Vorrath in dem trockenen Jahre 1800, welche Gelegenheit benutzt wurde, ihn einmal recht gründlich zu reinigen. In demselben Jahre erhielt das Schloß zugleich auch durch eine Hauptreparatur seine jetzige Gestalt. Wie Schloß Augustusburg heute noch den Namen seines Er- bauers trägt, so pflanzt in Dresden eine Kirche den Namen der Mutter Anna auf die Nachwelt fort; es ist dies die Annenkirche. Der Theil Dresdens, welcher jetzt größtentheils zur Wilsdruffer Vorstadt gehört, und die Dörfer in der Nähe Plauens hatten sich allmählich so vergrößert, daß ihr kleines Gotteshaus") die Gemeinde- glieder nicht mehr fassen konnte. Vater August schenkte ihnen des- halb zur Errichtung einer neuen und größeren Kirche einen Bauplatz, und 1578 empfing das neue Gotteshaus in Augusts und Anna's Gegenwart seine Weihe. Da sich Mutter Anna für Erfüllung der Bitte um einen Bauplatz bei ihrem Gemahl ganz besonders verwendet hatte, so nannte man aus Dankbarkeit das neue Gotteshaus: Annen- kirche. Uebrigens fiel auch die Einweihung auf den St. Annentag und zufällig hieß auch die erste Person, die auf dem Friedhofe, welcher damals die Kirche umgab, beerdigt wurde, ebenfalls Anna. So leicht und bequem, namentlich so schnell wie jetzt ein Reisender mit der Post, oder mit dem Dampfschiff, vor allem aber mit dem Dampfwagen von Ort zu Ort, von Land zu Land gelangen kann, war es in der früheren Zeit nicht möglich. Landleute, Handwerker, Beamte dachten früher gar nicht ans Reisen. Entstand ja einmal die Lust, zu sehen, ob hinter dem Berge auch Leute wohnten, so mußte diese unterdrückt werden, denn es fehlte fast an jedem Beförderungs- mittel, und außerdem war das Reisen wegen der schlechten Wege, wegen Mangel an guten Gasthäusern so unbequem und so zeitraubend, daß man es vorzog, zu Hause zu bleiben. Nur Kaufleute fand man gewöhnlich auf den Straßen, und da bis ungefähr zu Vater Augusts Zeiten beim Reisen keine Wagen, wenigstens keine Kutschen, höchstens dann und wann nur Rollwagen, benutzt wurden, so gingen jene ent- weder zu Fuß, oder ritten auf eigenen Pferden, oder benutzten Maul- esel, welche Reisende gegen Bezahlung erhalten konnten. Auf dem Rücken dieser Thiere wurde mit Gürteln ein Korb befestigt, in welchem zwei Personen Platz fanden, während eine dritte, die Zügel in der Hand haltend, als Führer bedächtig voranschritt. Wer auf seiner Reise Hunger empfand und noch weit zur nächsten Stadt hatte, war sehr zu bedauern; ebenso mißlich war seine Lage, *) Es war dies die frühere Bartholomäuskirche.