— 167 — standen noch alle in dem Alter, daß sie Erziehung, Pflege und Unter- richt bedurften. Die beiden ältesten Prinzen, die nachmaligen Kurfürsten Christian II. und Johann Georg I., waren erst 8 und 6 Jahre alt, während die drei anderen Geschwister noch weniger Jahre zählten. Zum Lehrer und Erzieher ihrer Kinder hatte sie einen Mann — M. Sebastian Leonhard — gewählt, der, sich mit ungetheilter Liebe seinem hohen Berufe widmete. Dieser war nicht blos darauf bedacht, daß seine fürstlichen Schüler fleißig lernen, sondern daß sie sich auch durch ihr Betragen auszeichnen möchten. Hatten sie sich irgend etwas zu Schulden kommen lassen, so schrieb dies der Lehrer in ein Censurbuch, welches den Namen „Schwarzes Buch“ führte. An Ehrgefühl fehlte es seinen Schülern nicht, denn vor dem schwarzen Buche zeigten sie eine so heilige Scheu, daß sie Alles aufboten, um nicht in dasselbe eingetragen zu werden. Erwähntes Censurbuch zeigt man heutigen Tages noch auf der königlichen Bibliothek zu Dresden. Daß gut erzogene und wohlgerathene Kinder der Eltern Freude und Wonne sind, hatte die Kurfürstin in ihrer eigenen Familie erfahren. Herzlich wünschte sie, daß alle Eltern diese freudige Erfahrung machen möchten; freilich muß dann die Ermahnung des Apostels eine Herzens- angelegenheit der Eltern werden: „Ziehet eure Kinder auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn.“ Um deshalb allen Eltern die Wichtigkeit und den Segen einer frommen Kinderzucht recht lebhaft in Erinnerung zu bringen, ließ sie im Jahre 1616 als Angebinde für ihren Sohn, den Kurfürsten Johann Georg I., Goldmünzen schlagen, welche bis auf den heutigen Tag unter dem Namen „Sophiendukaten“ bekannt sind. Auf der einen Seite führte diese Münze die bedeutungsvolle Inschrift: „Wohl dem, der Freude an seinen Kindern erlebt!“ und auf der andern Seite erinnerten die Worte: „Hilf, Du heilige Dreifaltigkeit!“ daran, daß an Gottes Segen — und auch bei der Kindererziehung — alles gelegen ist. Fromme Kinder halten dagegen Gottes Gebot: „Du sollst Vater und Mutter ehren“ lebenslang heilig. Auch Johann Georg I. blieb dieses göttlichen Gebotes immer eingedenk und lange noch nach ihrem Tode hielt er das Andenken seiner Mutter in Ehren. Zur bleibenden Erinnerung an seine treffliche Mutter ließ er bei dem ersten Jubelfeste der Reformation 1617 eine goldene und silberne Denkmünze mit der Umschrift prägen: „Nichts ist stärker, als einer christlichen Mutter Gebet“, wodurch er zugleich mit andeutete, wie viel er der Fürsorge und der gläubigen Fürbitte seiner Mutter zu verdanken habe. Noch auf andere Weise hat die Kurfürstin Sophie ihr Andenken in Sachsen, namentlich auch in Dresden, erhalten. Wie der Name ihrer Schwiegermutter, der Kurfürstin Anna, auf die Annenkirche zu Dresden (S. 156) überging, so trägt den Namen der Kurfürstin Sophie in derselben Stadt heute noch eine andere Kirche. Für den