— 168 — evangelischen Hofgottesdienst in Dresden besitzt man keine besondere Kirche, sondern derselbe wird (seit 1737) in der Sophienkirche gehalten. Mit dieser Kirche hat es folgende Bewandtniß. Ungefähr 1250 gründeten die Barfüßermönche (Franziskaner) in Dresden ein Kloster, an welches bis zum heutigen Tage die Namen: „Große und kleine Brüdergasse“ erinnern. Als Herzog Heinrich im Herzogthum Sachsen die Reformation einführte (S. 109), löste sich dieses Kloster auf und die Mönche wurden bis zu ihrem Tode vom Hofe erhalten. Ihre Kirche — die jetzige Sophienkirche — blieb seit jener Zeit leer stehen; später (1597) erhielt sie der Stadtrath, welcher sie zu einer Begräbniß- kirche einrichtete. Einige Zeit später ließ sich die Kurfürstin Sophie diese Kirche zurückgeben, zahlte dem Stadtrath die Auslagen für die Einrichtung zurück und setzte (1610) ein Kapital von 3000 Gülden aus, damit von dessen Zinsen jeden Montag Gottesdienst mit Predigt gehalten und Sonntags vorher die Vesper gesungen werden solle. Ein Jahr später wurde diese Sonntagsvesper von Christian II. in einen förmlichen Gottesdienst mit Predigt verwandelt, welcher Gottesdienst jetzt jedesmal mittags ½12 Uhr gehalten wird. Dank- barkeit gegen Gott für Errettung aus großen Nöthen war die Ver- anlassung zu dieser Einrichtung. Von den beiden Brüdern Christian und Johann Georg galt das Wort des Psalms (62, 12): „Wir sind in Feuer und Wasser gekommen, aber Du hast uns ausgeführt und erquickt.“ Im Jahre 1602 wurde nämlich das kurfürstliche Schloß er- neuert und verschönert. Den Hofgottesdienst, welcher damals (bis zum Jahre 1737) in einer Kapelle im Schlosse gehalten wurde, verlegte man einstweilen in die jetzige Sophienkirche. Am Johannistage (den 24. Juni) wollte der damalige Oberhofprediger in genannter Kirche zum ersten Male predigen und die beiden fürstlichen Brüder, welche sich auf dem Sonnenstein, der damals eine Festung war, auphhielten, fuhren den Abend vorher in einer Gondel nach Dresden, um hier dem ersten Gottesdienste mit beizuwohnen. Zur Unterhaltung der hohen Personen wollte man auf der Gondel ein Feuerwerk abbrennen; allein diese Veranstaltung nahm einen sehr traurigen Ausgang. Unerwartet entzündete sich das Pulver. Prinz Georg wurde von der Gewalt desselben über Bord in die Fluten geworfen und von den Wellen mit fortgerissen. Unfehlbar wäre er verloren gewesen, hätte nicht ein Schiffer, Jakob Zeibig aus Söbrigen oberhalb Pillnitz, sein Leben für Rettung des Prinzen gewagt. Muthig sprang dieser dem Verunglückten nach, und dieser Heldenthat verdankte der Prinz seine Rettung. Medaillen, womit man jetzt die Brust der Lebensretter ihrer Mitmenschen schmückt, gab es zwar damals noch nicht, aber die Erinnerung an eine vollbrachte edle That erfüllte Zeibigs Brust zeitlebens mit freudiger und dankbarer Erinnerung. Selbst das