— 169 — Geldgeschenk, das man ihm reichte, machte ihn nicht so glücklich, als das Bewußtsein, dem Bruder des Kurfürsten, der später selbst sein Landesvater wurde, das Leben gerettet zu haben. Kurfürst Christian blieb zwar im Schiffe, seine Kleider fingen aber Feuer, das man nur mit großer Mühe wieder dämpfen konnte. Nur nach und nach genas er wieder von den bedeutenden Brand— wunden, die er im Gesicht und an anderen Theilen des Körpers davon getragen hatte. Voll des Dankes gegen Gott für den erfahrenen Beistand gründete der Kurfürst den oben erwähnten sonntäglichen Mittagsgottesdienst in der Sophienkirche. — Merkwürdig bleibt es, daß der 23. Juni 1602 für das kurfürstliche Haus ein großer Unglückstag war. Der dritte Bruder, der dreizehnjährige Prinz August, studirte damals auf der Universität zu Wittenberg. An demselben Tage badete er in der Elbe, gerieth dabei ebenfalls in augenscheinliche Lebensgefahr und nur auf wunderbare Weise ent- ging er dem nahen Tode. Im Jahre 1603 zog die Kurfürstin Sophie nach Colditz, da ihr die Einnahmen von den Aemtern Colditz, Rochlitz, Leisnig und Borna zugewiesen worden waren. Die Colditzer ehrten und liebten die Kurfürstin wie ihre Mutter und die edle Frau hatte auch diese Liebe in hohem Maße verdient. Durch ihre Fürsorge gewann Colditz und die Umgegend außerordentlich, indem die Kurfürstin in und um Colditz viele Verschönerungen, nützliche Anpflanzungen und verschiedene Anlagen anbringen ließ; namentlich ließ sie auch die Colditzer Schloß- kapelle erneuern und verzieren. Bei einem Aufenthalte in Dresden im Jahre 1622 erkrankte die Kurfürstin lebensgefährlich. Als sich ihr Ende nahte, ließ sie ihre Enkel rufen, ertheilte ihnen ihren Segen und nahm mit folgenden Worten von ihnen Abschied: „Seid mir willkommen, Ihr allerliebsten Schätzlein. Von Herzen freue ich mich Euer, und weil ich sehe, daß es Gott mit mir anders schicken will, so muß ich Euch noch meinen großmütterlichen Segen mittheilen, wie der Altvater Jacob gethan hat. Nun, Ihr allerliebsten Kinder! Ich wünsche Euch allen zugleich von dem allmächtigen Gott langes Leben und alle Wohlfahrt an Leib und Seele zeitlich und ewig. Gott, der Herr, segne Euch und behüte Euch; Gott, der Herr, laß sein Antlitz leuchten über Euch und sei Euch gnädig; Gott, der Herr, erhebe sein Antlitz auf Euch und gebe Euch seinen Segen. Amen. Ich bitte und ermahne Euch aber auch ganz mütterlich, haltet Euch fein und fürstlich, daß Gott und Menschen ein Wohlgefallen an Euch haben! Gott den Herrn haltet stets vor Augen und fürchtet ihn:; denn die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Bleibet beständig bei dem reinen Wort Gottes und bei unserer wahren seligmachenden Religion. Weichet nicht davon und lasset Euch weder zur Rechten, noch zur Linken abwendig machen, weder Gutes noch Böses, weder Gold noch Ehre. Gott wird Euch reichlich sennen, wenn Ihr Ihm getreu bleibet. Auf alle Fälle sollt Ihr doch alles, alles, was in der Welt ist, zusetzen und fahren lassen, ehe denn Ihr von unserer wahren seligmachenden Religion weichen sollt. Denn was wäre Euch alles Zeitliche nutz, wenn Ihr die Seligkeit einbüßen thut? Da wäret Ihr die elendesten Creaturen. Darum bleibet nur beständig