— 173 — In dem Leben des Kurfürsten Christian II. war der 23. Juni ein verhängnißvoller Tag. Am 23. Juni 1602 gerieth er in Lebens- gefahr (S. 169) und am 23. Juni 1611 rührte ihn der Schlag. Er war ein sehr starker und wohlbeleibter Mann und hatte in der früheren Zeit nicht immer so mäßig gelebt, wie es nöthig ist, um Gesundheit und Leben zu schonen. Später wußte er sich zwar zu beherrschen, allein er vergaß eines Tages die wichtige Gesundheits- regel, nicht auf die Hitze zu trinken. Am 23. Juni 1611 nahm er an einem Ringrennen Theil, wobei er sich sehr erhitzte. Um sich etwas abzukühlen, ließ er sich einen Trunk frischen Bieres reichen, dessen Genuß für ihn tödtlich wurde. Als er abends bei Tafel saß, rührte ihn der Schlag und er verschied nach drei Stunden. 54. Ein Slich auf die Zeit von 1550 — 1600 (1610). Wohlstand. Haß zwischen den Beligionsparteien. Mangel an wahrhaft christlichem Leben. Volkoschulen. Aberglanbe. Unglüchsfälle. Gänzliche Amgestaltung der Lebensverhältnisse. Verschwendung. Diesen Zeitabschnitt kann man in vieler Hinsicht das goldene Zeitalter Sachsens nennen. Kurfürst Moritz hatte durch seine Waffenthaten Sachsen anderen Ländern gegenüber zu hohem Ansehen gebracht, und sein Bruder und Nachfolger, Vater August, begründete seinen Wohlstand auf eine Weise, dergleichen vor ihm nicht dagewesen war. Sachsen gehörte offenbar zu Deutschlands glücklichsten und wohl- habendsten Staaten. Das erkannten auch die fremden Regierungen an und nicht selten sah unser Vaterland Abgeordnete fremder Höfe in seiner Mitte, welche die musterhaften Einrichtungen an Ort und Stelle kennen lernen wollten, um sie dann in ihrem Heimatlande ebenfalls einzuführen. Obstzucht, Gartenbau, Ackerbau, Viehzucht, das Manu- fakturwesen wurden mit einer so außerordentlichen Sorgfalt gepflegt, daß sich die wohlthätigen Folgen dieser heilsamen Einrichtungen in kurzer Zeit über Stadt und Land verbreiteten und daß man allgemein den Vater dieses glücklichen Landes ehrte, der durch Wort und That seinen Unterthanen in allen Stücken als Muster voranleuchtete. Vater August war ein Mann des Friedens und er sah es lieber, daß die Schwerter in Pflugschare und nicht die Pflugschare in Schwerter verwandelt wurden. Nur Ein Friede war noch nicht fest begründet und das war der Friede zwischen den verschiedenen Religionsparteien. Zwar hatte der Religionsfriede zu Augsburg 1555 die Gemüther der katholischen und evangelischen Christen theilweise beruhigt, aber in unserm Sachsenlande entbrannte ein unheilvoller Kampf zwischen den lutherischen und reformirten Christen. Man schlug zwar nicht mit dem Schwerte drein, aber man haßte und