— 176 — feierlichkeit der Tochter des Kurfürsten Moritz, welche in Leipzig veranstaltet wurde, erschienen so viel Gäste, daß 6000 Pferde unter— zubringen waren. Bei der Begräbnißfeierlichkeit Vater Augusts in Freiberg speiste man an 374 Tischen, und als im Jahre 1587 in Dresden eine Prinzessin geboren wurde, brannte man 43 312 Schüsse und Schläge ab. Wie haben sich die Zeiten geändert! Jetzt verliest man nach der Geburt einer Prinzessin in den Kirchen des Landes ein einfaches Gebet und singt in der Hofkirche den Ambrosianischen Lobgesang, und die Geburt eines Prinzen verkündet in der Residenz eine Kanonensalve von 101 Schuß. 55. Johann Georg I., 1611—1656. Die Zeit von 1611—10630, so weit sie die Friegsereignisse nicht berührt. Lerpentinstein-Drechsler-Innung in Böblitz, 1613. Perlenfsscherei in der weißen Elster, geordnet 1621. Binngruben bei Altenberg (Pinge 1624). Geringe Geldmünzen. Seit Vater Augusts Tode hatte Sachsen in der kurzen Zeit von 25 Jahren unter drei Fürsten gestanden, und zwar unter Christian I., unter Herzog Friedrich Wilhelm von Weimar und unter Christian II. Vater und Sohn wurden durch einen frühzeitigen Tod unerwartet abgerufen, nachdem jener nur 5 und dieser nur 10 Jahre regiert hatte. Anders verhielt es sich mit der Regierungszeit Johann Georg I. 45 Jahre lang stand dieser Fürst an der Spitze unsers Vaterlandes, ein Zeitraum, welcher überreich an wichtigen Begebenheiten für Sachsen geworden ist. Zunächst sei einer Einrichtung gedacht, welche das Gebirgsstädtchen Zöblitz betrifft. Bei dieser Stadt bricht man schon seit 300 Jahren einen marmorartigen Stein, welcher unter dem Namen Serpentin bekannt ist und die merkwürdige Eigenschaft besitzt, daß er sich auf der Drechselbank bequem bearbeiten läßt. Wer der Entdecker dieses Serpentinlagers gewesen ist, weiß man nicht genau. Manche behaupten, Justus Rabe, ein für das Bergwesen begeisterter Mann, habe dasselbe im Jahre 1546 entdeckt, andere schreiben die Entdeckung einem Italiener zu. So viel ist aber gewiß, daß 1577 zum ersten Male ein gewaltiger Serpentinsteinblock ge- brochen wurde. Für die Drechselbank war dieser Stein noch nicht bestimmt, da man damals diese Art der Bearbeitung noch nicht kannte. Zunächst bearbeitete ein gewisser Max Brändel dieses weiche Gestein zu seiner Kurzweil mit dem Messer und dies brachte einen anderen Zöblitzer Bewohner, Martin Boßler, auf den Gedanken, bei Bear- beitung des Serpentin die Drechselbank zu benutzen. Der Versuch gelang nach Wunsch und diese Erfindung ward für das kleine Zöblitz.