— 178 — Perlmutterstoff enthalten und jenen im Werthe nachstehen. Zu Johann Georg I. Zeiten legte man der Perlenfischerei einen ungemein hohen Werth bei und stellte sie weit über den Bergbau. Einträglicher als gegenwärtig war die Perlenfischerei zu jener Zeit allerdings. Während man im Jahre 1650 im ganzen 224 und 1674 sogar 294 Stück abliefern konnte, werden jetzt in einem Jahre durchschnittlich nur 100 Stück gewonnen, welche man an das Königl. Finanzministerium in Dresden einsendet. Hatte sich Zöblitz, wie wir oben gesehen, durch seine Erfindung bedeutend gehoben, so erlitt dagegen eine andere Gebirgsstadt im Jahre 1624 einen bedeutenden Schaden. Vor 420 Jahren (1458) — so wird wenigstens erzählt — beschäftigte sich ein armer Köhler bei der jetzigen Stadt Altenberg mit Kohlenbrennen. Als er seinen Kohlen- meiler wegräumte, entdeckte er eine Masse geschmolzenen Metalles, welches bei näherer Untersuchung als Zinn erkannt wurde. Man grub weiter nach und zur großen Freude aller stieß man auf reiche Zinnerze. Sehr bald wandten sich bergbaulustige Leute hierher und legten zunächst den Grund zur Entstehung Altenbergs. Mit geschäf- tiger Hand grub man in der Tiefe der Erde nach Zwitter, d. h. nach zinnhaltigen Steinen. Ein unterirdischer Gang, ein Saal, ein Stockwerk nach dem andern entstand, wodurch sich freilich auch die Gefahr eines Einsturzes vergrößerte, zumal da man damals den Unterbau nicht immer mit besonderer Sorgfalt ausführte. Ein solcher Einsturz — Tagebruch oder Pinge genannt — er- folgte auch wirklich den 24. Januar 1624, morgens 4 Uhr. Ellen- hoher Schnee bedeckte die Erde und rasender Sturm heulte in den Lüften. Auf einmal vernahm man ein donnerähnliches Krachen. Die Erde erzitterte wie von einem gewaltigen Erdbeben und die Häuser Altenbergs wankten in ihren Grundvesten. Ein neuer Donnerschlag wurde vernommen und eine Fläche von 900 Ellen (510 m) Umfang stürzte in eine Tiefe von 450 Ellen (255 m). In einem Augenblicke waren 21 Gruben verschüttet und 24 Bergleute vergraben. Nach viertägiger unausgesetzter Anstrengung erlebte man die Freude, 19 Mann aus einer Höhlung wohlerhalten, wenn auch von Angst und Hunger abgemagert, wieder ans Tageslicht steigen zu sehen. Später fand man noch vier Bergleute, leider aber erschlagen, während der noch fehlende fünfte Mann nimmer gefunden worden ist. So groß auch dieses Unglück war, so berührte es doch zunächst nur eine Stadt; es herrschte aber damals eine Noth, welche mit furchtbarer Gewalt das ganze Land drückte. Aus dem nördlichen Deutschland und aus Brandenburg führte man nämlich in unser Sachsen eine Menge ganz leichter Münzsorten ein, während unser gutes Geld in das Ausland wanderte. Da sah sich unsere Regierung genöthigt, das sächsische Geld ebenfalls zu verringern.