— 180 — bloßen Spaltung blieb es nicht. Sehr bald hielten der bitterste Haß und die blutigste Verfolgungssucht in die Gemüther der verschiedensten Religionsparteien ihren Einzug. Schon Kaiser Karl V. versuchte es, die evangelischen Christen wieder in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen, und wie es 1547 schien, sollte ihm dies auch gelingen. « Da hatte Gott den feurigen Kurfürst Moritz ausersehen, durch welchen er seine Kirche schützte und befestigte. Dieser zwang den Kaiser zum Passauer Vertrag, dem endlich 1555 der Augsburger Religionsfriede folgte. Von da an sollten „die Evangelischen im ganzen deutschen Reiche freie Religionsübung haben, und niemand sollte wegen des Glaubens eine Kränkung erfahren.“ So war scheinbar alles recht wohl bestellt, aber sehr bald zeigte es sich, daß dieser Friede die Herzen noch nicht versöhnt hatte. Von allen Seiten, namentlich aber in Böhmen, er- hoben sich die bittersten Klagen über Verletzung der Friedensbestim- mungen. Hatten katholische Unterthanen eine evangelische Obrigkeit, so schrieen jene über Bedrückungen, noch lauter aber wurden die Klagen, sobald die Obrigkeit katholisch und die Unterthanen evangelisch waren. Hierzu kam, daß das Feuer der Zwietracht von den Jesuiten noch mehr angeschürt und durch ihre Kunstgriffe so gewendet wurde, daß die Evangelischen ein Recht nach dem andern verloren. Zum Unglück regierte damals in Deutschland ein sehr schwacher Kaiser, Rudolph II., unter welchem die Unordnung zusehends wuchs. Da er ein Stück Land nach dem andern (Ungarn, Mähren) an seinen Bruder verlor, so daß ihm nur noch Böhmen und die Kaiserkrone verblieb, so mußte er sich gegen die zahlreichen evangelischen Bewohner Böhmens freundlich halten, damit er auf ihren Beistand rechnen konnte. So schwer es ihm auch ankam, so versprach er ihnen doch (am 11. Juli) 1609 mit den Katholiken gleiche Rechte und er erlaubte ihnen so viel Kirchen zu bauen, als sie wollten. Diese wichtige Urkunde, welche jetzt noch auf der Rathsbibliothek zu Zittau aufbewahrt wird, wird der Majestätsbrief genannt, und dessen Verletzung ist die nächste Ursache, welche den gefährlichen Zündstoff eines nahen Krieges zu einer Flamme anfachte, die erst nach 30 Jahren gedämpft werden konnte. Scheinbar waren zwar die Gemüther der Protestanten in Böhmen wieder beruhigt, zumal da die meisten evangelischen Fürsten Deutsch- lands im Jahre 1608 einen Bund — Union (Vereinigung, Bund) genannt — geschlossen hatten. An diesem Bündnisse nahmen weder Christian II., noch Johann Georg I. Theil, was das evangelische Deutschland, da Sachsen damals der mächtigste deutsche evangelische Staat war, tief beklagte. Gleichgiltigkeit gegen die evangelische Kirche war nicht die Ursache, denn beide Fürsten waren ihrem Glauben von ganzem Herzen zugethan. Zwei andere Gründe hielten sie von