— 183 — storbenen, war ein Zögling der Jesuiten und lebte des Glaubens, daß in der katholischen Kirche allein das wahre Heil zu finden sei. Diese weiter auszubreiten und die evangelische Kirche auszurotten, hielt er für ein Werk in Gott gethan. Da er unverhohlen den Grundsatz aussprach: „Lieber nicht zu regieren, als über Ketzer“, so erkannten ihn die Böhmen nicht als ihren König an. Ihre Wahl fiel auf unsern Kurfürst. Dieser schlug aber die Krone aus und nun richteten die Böhmen ihre Blicke auf den oben erwähnten Kurfürst Friedrich von der Pfalz. Diese Wahl war eine unglückliche. Wohl besaß Friedrich Macht genug, seine Krone gegen Ferdinand zu behaupten, aber diesem allezeit heiteren, lebenslustigen Manne fehlte die nöthige Willensstärke und Umsicht. Wie hätte sich alles ganz anders gestalten können, sobald unser Kurfürst die Krone angenommen hätte. Welch wichtige Stellung würde Sachsen mit Böhmen in Deutschland ein- genommen haben und welch gewaltige Schutzmauern würden beide Länder für die evangelische Kirche geworden sein! Indes kann keinem Fürsten ein Vorwurf gemacht werden, sobald ihn wichtige Gründe bestimmen, eine fremde Krone auszuschlagen. Den größten Einfluß auf diesen Entschluß übte sein Beichtvater, der damalige Oberhof- prediger, aus. Dieser Mann, Hoe v. Hoenegg, ein geborener Wiener, wurde in einem Alter von erst 22 Jahren Hofprediger in Dresden, dann Superintendent in Plauen, worauf er, nachdem er einige Jahre in Prag gewirkt hatte, im Jahre 1613 die Oberhof- predigerstelle in Dresden erhielt. Er war ein in vieler Hinsicht hoch- begabter Mann und verstand es meisterhaft, sich die volle Gunst des Kurfürsten zu erwerben. Obgleich nun ein Sachse, so blieb er doch mit unbegrenzter Liebe dem österreichischen Kaiserhause zugethan, und er setzte alle Mittel in Bewegung, seinen Landesherrn auf das innigste mit demselben zu verbinden. Außerdem erfüllte ihn aber auch der unversöhnlichste Haß gegen die Reformirten und auch hierin bestärkte er den Kurfürsten nach Möglichkeit, weshalb dieser von dem neuen König von Böhmen, der sich zur reformirten Kirche bekannte, nichts wissen wollte. Zu bedauern bleibt es, daß sich unser Kurfürst zu sehr von seinem Oberhofprediger einnehmen ließ und ebenso schmerzlich ist es zu beklagen, daß er den Versprechungen des neuen Kaisers mit zu großer Arglosigkeit Glauben schenkte. Kaiser Ferdinand brauchte nämlich des Kurfürsten Hilfe. Es hatten sich die Bewohner Schlesiens und der beiden Lausitzen, welche damals zu Oesterreich gehörten, ebenfalls von dem neuen Kaiser losgesagt und dem Könige von Böhmen gehuldigt. Diese Länder sollte unser Kurfürst wieder zum Gehorsam gegen den Kaiser zurückführen und dieser setzte bei diesem Verlangen ausdrücklich hinzu, daß er allen evangelischen Bewohnern