— 191 — auf, und seiner Umsicht war nicht entgangen, daß den noch unerfah- renen sächsischen Truppen nicht recht zu trauen sei. Er vereinigte sie deshalb nicht mit seinen Kriegern, weil sie sein Heer durch die Flucht gar leicht in Unordnung bringen konnten. Die Schweden bildeten deshalb den rechten, die Sachsen den linken Flügel. Das Feuern wurde eröffnet und richtete in den dichten Reihen der Kaiserlichen furchtbare Verheerungen an, während den dünneren im schwedischen Heere wenig geschadet werden konnte. Um 2 Uhr drohte den Schweden große Gefahr. Pappenheim suchte sie zu umgehen, was zum Glück Gustavs geübter Feldherrnblick zu rechter Zeit bemerkte, weshalb er einen so hitzigen Angriff auf Pappenheims Truppen ausführte, daß diese fast alle vernichtet wurden. Leider schienen diese errungenen Vortheile durch einen andern Verlust wieder verloren gehen zu wollen. Der linke Flügel, von den Sachsen gebildet, hielt nicht lange Stand. Tilly bemerkte das Wanken des kurfürstlichen Heeres. Mit der ganzen Wucht seiner Macht wälzte er sich diesem entgegen und in kurzer Zeit war die Reiterei und das Jußvolk geschlagen. In wilder Flucht warf man die Waffen weg, dennoch aber wurden viele von den kaiserlichen Kürassieren ereilt und niedergestreckt. Der Kurfürst ergriff ebenfalls die Flucht, eilte unauf- haltsam von dannen und hielt, halb verdurstet, erst in Eilenburg an, wo er sich mit einem Trunke Bier erquickte. Sogleich erkannte Gustav Adolph die Größe der Gefahr, verlor aber keineswegs die Fassung. Um der entstandenen Lücke wegen vom Feinde nicht umzingelt zu werden, ließ er das zweite Glied so an das erste anrücken, daß den Kaiserlichen eine neue Linie entgegenstand. Jetzt begann der Kampf aufs neue. Das Klein- gewehrfeuer schwieg, denn Mann focht gegen Mann, um den Gegner mit dem Schwerte, oder mit dem Flintenkolben, oder mit der Pike zu bewältigen. Furchtbar waren namentlich die Verheerungen, welche das grobe Geschütz der Schweden anrichtete. Dieses war nämlich leichter und bequemer zu lenken, als die schweren Kanonen der Kaiser- lichen, die man gewöhnlich da stehen lassen mußte, wo man sie auf- gepflanzt hatte. Nach hitzigem Kampfe hatte Banner den rechten Flügel der Kaiserlichen ganz überwunden und trieb ihn nach Breiten- feld zu. Indessen führte Gustav Adolph einen Angriff auf eine Anhöhe aus, die mit feindlichen Kanonen reich bespickt war und welche sämmtlich in seine Hände fielen. Wer noch fliehen konnte, floh. Tausende geriethen auf der Flucht in Gefangenschaft oder fanden durch das Schwert der Feinde ihren Tod. Tilly selbst ent- ging der Gefangenschaft wie durch ein Wunder. Ein schwedischer Rittmeister, wegen seiner Größe der lange Fritz genannt, erreichte den Feldherrn und konnte ihn niederschießen. Um ihn aber zu fangen, rief er ihm zu: „Ergebt Euch!“ und schlug ihn mit der umgekehrten