— 196 — Gustav Adolph auf der entgegengesetzten Ebene an und stellte sich dem Feinde gegenüber auf. Er wählte dieselbe Schlachtordnung, durch die er ein Jahr früher bei Breitenfeld gesiegt hatte. b) Die Schlacht bei Kützen, den 6. November 1632. An diesem Tage sollten die beiden größten Feldherren Europas sich zum ersten Male in offenem Kampfe mit einander messen. Weil Gustav Adolph die Schlacht noch vor Tagesanbruch beginnen wollte, schlief er bewaffnet nur kurze Zeit in einem Wagen. Ein undurchdringlicher Nebel verschleierte am Morgen die Gegend und der Angriff mußte verschoben werden. Während Wallensteins Soldaten Greuel über Greuel verübten und frevelnd Gott lästerten, stärkten sich Gustavs Krieger durch ein gläubiges Morgengebet zur blutigen Arbeit. Wie aus einem Munde ertönte Luthers Kraftlied, von der Feldmusik begleitet, zum Himmel empor: „Ein feste Burg“ 2c. Hierauf ritt der König in den Reihen auf und nieder und ermunterte die Krieger zur Tapferkeit. Zwischen 10 und 11 Uhr theilte sich der Nebel. Ohne ein Frühstück genossen zu haben und mit einem einfachen Tuchrocke bekleidet, über welchem ein lederner Koller hing, bestieg Gustav Adolph das Schlachtroß und rief aus: „Nun müssen wir dran! Das walte der liebe Gott! Jesus, Jesus, hilf streiten zu Deines Namens Ehre!“ Das Losungswort seiner Soldaten war: „Gott mit uns!“ Das der Kaiserlichen: „Jesus Maria!“ Der König schwang das Schwert über seinem Haupte und kommandirte: „Vorwärts!“ Die Verschanzungen an den Straßengräben wurden zuerst angegriffen, aber ein mörderisches Feuer der Musketiere streckte die anstürmenden Schweden reihenweise nieder. Man fing an zu wanken und zurückzuweichen. Der König, dies wahrnehmend, sprang vom Schlachtrosse, ergriff die Pike eines Soldaten, sprach den Weichenden Muth ein und führte sie abermals an die Gräben. Ein furchtbares Gemetzel begann; die Kaiserlichen wichen und unter Siegesgeschrei sprengte die schwedische Kavallerie über die Gräben. Das Fußvolk vertrieb die Musketiere aus ihrer Stellung, eroberte das Geschütz, welches gegen den Feind gerichtet wurde, zersprengte von den fünf Vierecken, die das kaiserliche Fußvolk bildete, zwei und wollte eben das dritte angreifen, als die feindliche Kavallerie und Reserve mit furchtbarer Gewalt daher stürmte. Ein mörderischer Kampf begann. Die Nähe des Feindes machte es unmöglich, das Schießgewehr zu benutzen. Das Schwert und die Pike waren jetzt die Waffen, mit welchen man die errungenen Vortheile behaupten und die verlorenen wieder gewinnen wollte. Die ermatteten Schweden wurden von der Uebermacht über die Gräben wieder zurückgedrängt und die eroberten Kanonen fielen wieder in die Hände der Kaiserlichen.