— 198 — nicht; sie standen wie die Mauern. Ganze Regimenter, unter ihnen das „gelbe“, das tapferste von allen, wurden niedergestreckt und bedeckten noch im Tode den Wahlplatz in derselben Ordnung, die sie kämpfend eingenommen hatten. Die Abendsonne durchbrach noch einmal den in Nebel gehüllten Himmel. Ehe Finsterniß das Blutgefilde bedeckte, mußte noch Großes geschehen. Zum dritten Male drangen die Schweden über die Gräben, zum dritten Male eroberten sie das feindliche Geschütz. Die kaiserliche Reiterei wankte und suchte das Weite. Die Unordnung nahm über— hand und Wallenstein gab Befehl — zum Rückzuge. Zehntausend Todte von beiden Theilen bedeckten das Schlachtfeld und unter ihnen der größte Held, der angebetete Führer seiner Krieger, der Retter Sachsens, der Retter der deutschen Glaubensfreiheit. Mitten in der Nacht kam Wallenstein mit den Trümmern seines Heeres in Leipzig an und traf am andern Tage Anstalten zum Rückmarsche nach Böhmen. Nach neunstündigem Kampfe war die ewig denkwürdige Lützener Schlacht beendigt. Der Sieg der Schweden war theuer erkauft! Der Tapferste der Tapferen, der Edelste der Edeln lag mitten unter den Todten! In den Triumphgesang der Krieger mischten sich die bittersten Klagetöne. Der von Hufen zertretene Leichnam des Königs wurde endlich nach langem Suchen aufgefunden. Ganz entstellt und seiner Kleider beraubt, lag er mit dem Angesichte der Erde zugewendet. Man brachte ihn zuerst in eine Landkirche und dann nach Weißenfels, wo er einbalsamirt wurde. Die Beisetzung in Stockholm erfolgte erst 1634. Bis zum Jahre 1838 bezeichnete ein Stein die Stätte, wo der große Held gefallen war; seit jenem Jahre ziert ein Monument von Gußeisen diesen Platz. 60. Hachsen nach der Schlacht bei Lützen bis zum Jahre 1653. a) Der schwedische Kanzler übernimmt die Leitung der deutschen Angelegen- heiten. Holk zum zweiten Male im Voigtlande. Briegsnoth in Bautzen. Schlacht bei Mürnberg, 1634. Sachsen war nun von den Oesterreichern befreit. Wie sollte aber der Krieg weiter geführt werden? Aller Augen waren auf die Schweden und ihre Maßregeln gerichtet; zogen sich jene nach dem Tode des Königs in ihr Vaterland zurück, dann hatten namentlich Sachsen, sowie die anderen evangelischen Länder, Wallensteins Zorn im höchsten Grade zu fürchten. Da faßte die schwedische Regierung den Beschluß, ihrem Kanzler v. Oxenstierna die Leitung der deutschen Angelegenheiten zu übertragen. Sich einem einfachen Edelmann unterzuordnen, ward unserm Kurfürsten ungemein schwer und allmählich erkaltete die Freundschaft