— 199 — zwischen ihm und den Schweden. Wiederum war es der Oberhofprediger Hoe v. Hoenegg, der den Kurfürsten in seiner Abneigung gegen die Schweden bestärkte und der alles daran setzte, ihn mit dem Kaiser auszusöhnen. Für den Augenblick erreichte zwar des Kurfürsten Rathgeber seinen Zweck nicht, aber er behielt sein Ziel scharf im Auge. Das Jahr 1633 brachte neues Elend über unser Vaterland. Holk überschwemmte mit seinen Horden abermals das unglück— liche Voigtland, und wie die Heuschrecken in Aegypten fraßen, was der Hagel nicht verwüstet hatte, so drohte diese Landplage zu ver- nichten, was 1632 dem Untergange entronnen war. Diesmal raffte aber nicht allein der Hunger und das Schwert, sondern auch eine ausgebrochene Pest Menschenleben über Menschenleben dahin. Ganze Dörfer und Städte waren entvölkert. Die unglückliche Provinz glich einem ungeheuern Lazarethe, nur mit dem Unterschiede, daß niemand da war, der Hilfe spendete und daß es endlich an Lebenden gebrach, welche die Todten zur Ruhe bestatteten. Endlich ereilte auch der Fluch der Sünde die, welche das Ver- derben herbeigeführt hatten. Die Pest brach nämlich unter Holks Heere aus. Die Soldaten tobten in Verzweiflung, denn gegen diesen Feind wurde ihre Macht zur Ohnmacht. Die Gott und Menschen Hohn gesprochen, starben dahin in ihrem Elende. Jetzt umklammerte wie ein Alp die Pestilenz auch den Mann, unter dessen Führung die Soldaten gleich blutdürstigen Tigern ge- wüthet hatten. Wie ein elender Wurm wand sich Holk auf seinem Lager. Da gesellten sich zu den Schmerzen in seinen Eingeweiden die Qualen des Gewissens. Das Blut der Erschlagenen schrie um Rache. Das Wimmern der Elenden, die ihn auf den Knien um Gnade, wenigstens um Schonung ihres Lebens angerufen, verwandelte seine Pein in die Qualen der Hölle. Die Feuerbrände, die er mit teuflischer Freude auf Hab und Gut der zitternden Einwohner schleudern ließ, brannten in seinem Innern mächtiger, als das ewige Feuer. Holk zitterte vor der Rechenschaft, die nun seiner wartete. Seine Vergangen- heit mit allen ihren Uebelthaten und Greueln stand vor seiner Seele. Da seufzte er mit Kain: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir vergeben werden kann!“ In dieser Angst schickte er nach einem Geistlichen, dem er seine Schuld beichten, mit dem er beten wollte. Und als die Boten mit der Nachricht zurückkehrten, daß sie nirgends einen gefunden, bat er sie mit herzergreifenden Worten, abermals auszugehen und versprach dem, der ihm einen Geistlichen bringen würde, 600 Thaler. Vergeblich suchte man in Dorf und Stadt. Endlich stieß man in einem Verstecke des Waldes bei Schöneck auf einige Menschen, unter denen sich auch ein Geistlicher befand. Um des Himmels willen beschworen ihn die Boten, ihnen zu folgen. General Holk harre seiner und begehre Zuspruch und Trost. Aber zu spät!