— 200 — Als sie mit dem Botschafter des Evangeliums ankamen, war Holk eine Leiche; er war den 18. August 1633 gestorben. Zu Ende desselben Jahres gelang es, die so schwer heimgesuchten Provinzen unsers Vaterlandes von den Oesterreichern zu säubern. Entsetzliches Elend brach im Jahre 1634 auch über Bautzen“) herein. Wallenstein hatte diese Stadt 1633 erobert und den Oberbefehl über die Besatzung dem Oberst Golz übergeben. Am 21. April rückten die Sachsen heran, um die Oesterreicher aus der Stadt zu vertreiben. Als Golz der Sachsen ansichtig wurde, ließ er sogleich ohne Gnade und Barmherzigkeit die Vorstädte anzünden und die Stadtthore verschließen und verrammeln. In kurzer Zeit griff das wüthende Element dergestalt um sich, daß auch der innere Theil der Stadt in Flammen gerieth. Die Noth war grenzenlos. Man stürzte nach den Stadtthoren, aber diese waren verschlossen; man lief auf die Straßen, aber da stürzten brennende Balken auf die Unglücklichen; man eilte in die Domkirche, aber das Feuer ergriff den Thurm und die hölzernen Sitze und das Gotteshaus wurde zu einem Feuergrabe für die Hilfesuchenden. Nirgends fand man Schutz, nirgends Rettung. In der größten Verzweiflung eilten andere auf die Stadt— mauern, sprangen hinab, brachen dabei Arme und Beine oder fanden statt Rettung auf der Stelle ihren Tod. Ueber 700 friedliche Bewohner dieser Stadt kamen an diesem Unglückstage elendiglich um, und die mit genauer Noth ihr Leben retteten, hatten Haus und Hof sammt ihren anderen Habseligkeiten verloren. Der grausame Golz hielt sich auf diesen Trümmerhaufen selbst nicht mehr sicher und als er bemerkte, daß die Sachsen Anstalten zum Angriff machten, übergab er ihnen die eingeäscherte Stadt, ehe noch ein einziger Kanonenschuß gefallen war. Lange Zeit blieb dieser Unglückstag in trauriger Erinnerung der Bewohner Bautzens. Der Vater erzählte dem Sohne von dem erlebten Elende und so ging das traurige Andenken an jene Schreckens- zeit über von Kind zu Kindeskind. Kehrte der Jahrestag von Bautzens Unglück wieder, dann besuchte man das Haus des Herrn, dankte Gott, daß er wieder geholfen hatte, und bat ihn, daß er die Stadt vor ähnlichen Gefahren behüten möchte. Bautzen, sowie die ganze Oberlausitz mit der Niederlausitz sollte bald ganz mit Sachsen vereinigt werden. Wie nämlich bei den Schweden der Oberbefehl der Truppen seit Gustav Adolphs Tode in andere Hände übergegangen war, so hatten auch die Oesterreicher einen andern Befehlshaber erhalten. Nach der Niederlage bei Lützen zeigte nämlich Wallenstein eine höchst räthselhafte Unthätigkeit und Planlosigkeit, *) Die feierliche Uebergabe der Lausitzen an Sachsen erfolgte zwar erst den 24. April 1636, doch gehörten sie schon seit 1623 unterpfändlich zu unserm Vaterlande.