— 203 — nach links und rechts die Hauptsache. Daß sich Johann Georg hierzu nicht entschließen konnte, ist im Mangel an Entschiedenheit zu suchen. 61. Der dreißigfährige Krieg von 1635 big zum Friedensschlusse 1648. a) Die Schweden hausen in Lachsen. „Wurzener Marterwoche.“ Die Schweden in Leisnig. „Pirnaisches Elend.“ Zweite Schlacht bei Breitenfeld, 1642. orstenson belagert Freiberg vergeblich, droht Pegau den Untergang. Schwer, sehr schwer mußten die armen Sachsen den Friedens- schluß mit Oesterreich büßen. Der Krieg gestaltete sich nämlich von genannter Zeit an in einen gänzlichen Verheerungskrieg um. Große Thaten wurden nur wenige noch ausgeführt, entscheidende Schlachten nur selten geliefert. Einzelne Kriegshorden durchschwärmten verheerend und sengend das deutsche Vaterland, ließen Städte und Dörfer in Flammen aufgehen, brandschatzten die Einwohner bis aufs Blut, stießen nieder, wer ihnen entgegentrat, vernichteten Waldungen und Obstanpflanzungen, und hinterließen überall die blutigsten Spuren ihrer Mordlust. Der Geist der Zucht war von dem auserlesenen Heere Gustav Adolphs gewichen. Anfangs neigte sich zwar das Waffenglück auf die Seite des österreich -sächsischen Heeres. Ein Siegesbericht nach dem andern lief ein; aber bald sollte dieser Jubel verstummen. Bei Wittstock an der mecklenburgischen Grenze kam es den 4. Oktober 1636 zu einer Schlacht, in welcher die Sachsen und Oesterreicher eine gänzliche Niederlage erlitten. Das Gepäck und Silbergeschirr des Kurfürsten, 150 Standarten, 23 Kanonen, 2000 Gefangene fielen in die Hände Banners, welcher für Oxenstierna die Oberleitung der deutschen Angelegenheiten übernommen hatte. Einer Flut gleich, welche die Dämme durchbricht, ergossen sich die Sieger über das geängstete Sachsenland. Rache schnaubend, ließen sie hier ihre ganze Wuth an den unglücklichen Einwohnern aus. Jedes menschliche Herz kehrt sich um, wenn man der Greuel gedenkt, welche jetzt die zu Ungeheuern gewordenen Schweden verübten. Man warf die Menschen in die Backöfen und ließ sie braten, hing sie auf und zündete Feuer unter ihnen an, nagelte Kinder an die Hausthüren und benutzte sie als Zielscheiben, man sägte den Männern die Knie- scheiben halb durch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und streute Salz und Gerste in die klaffenden Wunden, schlug ihnen hölzerne Pflöckchen unter die Nägel der Finger und Zehen, legte sie auf die Erde, steckte ihnen einen Trichter in den Mund und füllte so lange Mistjauche hinein, bis der Leib zum Zerspringen aufschwoll; ja nicht selten trat man ihnen alsdann auf den Leib, daß die Flüssigkeit wieder zum