— 207 — mandant der Stadt, von Schweidnitz, ein ausgezeichneter und un— gemein tapferer Mann; ebenso angesehen und unermüdlich war auch der Bürgermeister. Wie viel auf tüchtige Führer in Zeiten der Gefahr ankommt, zeigte sich recht deutlich in Freiberg. Torstenson ließ die Stadt unausgesetzt mit 5 Mörsern und 104 Kanonen beschießen, er ließ ferner gegen 30 Minen unter der Stadtmauer anlegen, welche furchtbare Verwüstungen anrichteten, er ließ wiederholt gegen die Thore und Mauern anstürmen und bekam endlich das Petersthor und einen Theil der Stadtmauern in seine Gewalt; aber die Stadt wollte nicht in seine Hände fallen. Muth und Entschlossenheit vermögen oft Wunderdinge auszu- führen. Jedes Haus auf der Petersstraße glich einer kleinen Festung und einer Schanze, von wo aus dem Feinde das Eindringen in die Stadt zur Unmöglichkeit gemacht wurde. Flogen Feuerbrände herein, augenblicklich sprangen wachsame Bergleute herbei und löschten sie aus. Andere unternahmen unerwartet einen Ausfall und fügten dem Feinde empfindlichen Schaden zu. Da wüthete und tobte Torstenson in seiner Ohnmacht und drohte dieser „Hexenstadt“, wie er sie eben- falls nannte, den Untergang, wenn sie sich nicht ergäbe. Aber sein Drohen schreckte die braven Freiberger und ihren Kommandanten nicht. Im Februar (1643) setzte er, um zum Ziel zu gelangen, endlich alles in Bewegung. Die „Hexenstadt“ wurde von mehreren Seiten zugleich angegriffen, ein Feuerkugelregen brach los; Pechkränze flogen über die Stadtmauern, das Trinkwasser wurde abgeschnitten und eine Bresche von 12 Meter Länge wurde geschossen. Auch dies fruchtete nichts. Freiberg ergab sich nicht. Solchen furchtbaren Angriffen auf lange Zeit Widerstand ent- gegen zu setzen, war unmöglich. Schon meldete sich hier und da zu- weilen ein anderer und gefährlicherer Feind bei den sonst so tapferen Bürgern, und dies war Unmuth und Verzweiflung. Siehe, da er- schaute man in finsterer Nacht in der Ferne Wachtfeuer, die einen Hoffnungsstrahl in den Herzen der Zagenden entzündeten, und in der That — Piccolomini erschien mit den Oesterreichern. Torstenson gab nach einem Verluste von 3000 Mann die Belagerung der „Hexen- stadt" am 17. Februar auf, und Piccolomini hielt am 18. Februar seinen Einzug in die gerettete Stadt. Als er die Vorkehrungen zur Vertheidigung der Stadt und die Trümmer der Bollwerke erblickte, die der Feind zum Untergange Freibergs angewendet hatte, brach er in laute Bewunderung der Tapferkeit aus, welche die Bürgerschaft so glänzend an den Tag gelegt hatte. Jetzt erinnert ein Denkmal am Petersthore an jene Thaten der Väter. Was Freibergs Bewohner in jener Zeit durch Entschlossenheit und Umsicht ausgeführt haben, wird die fernste Nachwelt nicht blos bewundern, sondern auch dankbar aanerkennen.