— 208 — Ein Jahr später hatte Torstenson der Stadt Pegau den Untergang geschworen. Sehr oft schon mußte diese Stadt durch drückende Einquartierungen und Plünderungen schwer leiden, da sie an der Hauptstraße liegt, welche von Leipzig nach Bayern führt; denn bald zogen Truppen von dieser, bald von jener Seite heran. Im Jahre 1644 war ihr aber der Untergang zugedacht. Torstenson hatte von Leipzig aus der Stadt eine schwere Kriegssteuer auferlegt. Einige Bewohner Pegaus, die der damalige Superintendent Dr. Lange „Schnapphähne“ nennt, überfielen die Boten auf der Rückreise nach Leipzig, nahmen ihnen das Geld wieder ab und hatten außerdem noch eine schwedische Dame ausgeplündert und getödtet. Durch diesen Vorgang gerieth der schwedische Feldherr so in Harnisch, daß er schwor, von der Stadt Pegau sollte kein Stein auf dem andern bleiben. Die Kanonen öffneten (am 5. Dezember früh ¼3 Uhr) ihren Schlund und spieen (bis Vormittag 10 Uhr) Verderben brin- gende Kugeln über die Stadt aus. Angst und Schrecken ergriff die Bewohner. Niemand war mehr seines Lebens sicher, lagen doch schon 350 Häuser in Asche. Zum Glück für die geängstigten Bewohner führten die fortgesetzten Verhandlungen, welche Torstenson mit dem Kommandanten der Stadt anknüpfte, dazu, daß der schwedische General am 6. Dezember früh gegen 8 Uhr mit seinem Hauptheere abzog, ohne die Stadt zu erstürmen.) *) Bei Erwähnung dieser Belagerung wird fast in allen Geschichts- und geographischen Werken Sachsens folgende, an sich höchst ergreifende und erbauliche Begebenheit mitgetheilt. Superintendent Dr. Lange sei in seiner Amtstracht mit 12 weißgekleideten Chorknaben in das feindliche Lager gegangen und diese hätten, auf den Knien liegend, vor Torstenson das Lied: „Wenn wir in höchsten Nöthen“ 2c. angestimmt. Torstenson habe in Lange seinen Freund und Lehrer erkannt und ihm zugerufen: „Lange, wie so lange!" worauf er die Belagerung aufgehoben und abgezogen sei. Auffällig bleibt es, daß kein einziger Pegauer Chronikschreiber jener Zeit diesen Vorgang mit einer Silbe erwähnt; ja noch auffälliger ist es, daß Dr. Lange selbst, der Pegau's Unglück in einer Predigt am 4. Adventsonntage ausführlich schildert, seines Besuches in Torstensons Lager ebenfalls mit keinem Worte gedenkt. Ganz genau bezeichnen jene Chronikschreiber die Stunden, wann Torstenson am 5. Dezember einen Parlamentär (den Oberstlieutenant Rabe mit einem Trompeter) zum Kommandanten der Stadt (Oberst Gersdorf) geschickt; bezeichnen ferner den Inhalt der von Torstenson gemachten Vor- schläge zur Uebergabe der Stadt; — führen Gersdorfs Antwort an; — heben ferner hervor, welche Verhandlungen gegen Abend rücksichtlich eines Waffen- stillstandes gepflogen worden sind, daß sich Gersdorf gewundert, daß die Schweden gegen Abend das Feuern wieder eröffnet und Bresche geschossen hätten, da er doch wieder einen „Trompeter“ zum General geschickt habe; — daß die Schweden, nachdem der Trompeter in die Stadt zurückgekehrt, die „Stücke“ (grobes Geschütz) von der Stadt abgeführt und daß am 6. Dezember früh 8 Uhr der Abzug süttgefunden häte- daß aber eine schwedische Besatzung zurückgeblieben, die in den geistlichen Häusern und im Kloster einquartirt worden sei, erwähnen aber von einem Zuge in Torstensons Lager nicht das Geringste, sie sind