— 212 — zerstört und deren Einwohner einen elendiglichen Tod fanden. Fast ganz niedergebrannt wurden ferner die Stadt Wilsdruff (1640) und der Bergflecken Schmiedeberg, dessen Eisenwerke der Feind zugleich gänzlich zerstörte. Noch trübseliger erging es unzähligen Dörfern, weil hier die vom Feinde mit ruchloser Hand hin- geschleuderten Feuerbrände in Windeseile von Strohdach zu Strohdach flogen. Um den Mißhandlungen der tigerartigen Krieger zu entgehen, suchten die geängstigten Dorfbewohner Klüfte und das Dickicht der Wälder auf, wohin sie auch in aller Eile einen Theil ihrer Habe und namentlich das Vieh retteten. So soll z. B. der Kuhstall in der sächsischen Schweiz seinen Namen in jener Zeit erhalten haben, weil man das Rindvieh aus den umliegenden Dörfern dahin brachte. Hatte der Feind eine Gegend verlassen und wagten die Leute ihr Versteck wieder aufzugeben, um den häuslichen Herd aufzusuchen, — welch ein herzzerreißendes Bild trat ihnen da oft entgegen! Da galt auch schon das spätere Wort des Dichters: „Leergebrannt ist die Stätte, Wilder Stürme rauhes Bette. In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen, Und des Himmels Wolken schauen hoch hinein.“ Vermochten befestigte Städte, z. B. Dresden, dem Feinde Wider- stand zu leisten, so mußten die Belagerten zur Sicherheit der innern Stadt nicht selten die Vorstadt selbst vernichten, und fand der Feind noch einen Theil derselben erhalten, so legte er wenigstens diesen mit den vor der Stadt befindlichen Scheunen in Asche, wenn der Mittel- punkt der Stadt nicht zu erobern war. Im Jahre 1631 wütheten die Kroaten in der Umgegend Dresdens so furchtbar, daß die meisten der umliegenden Dörfer in Feuer aufgingen. Was das Schwert der Feinde verschonte, rafften ansteckende Krankheiten hin. In den vier Jahren von 1631 bis 1634 wüthete die Pest wie fast noch nie. So starben 1632 in Dresden viele Familien gänzlich aus und viele Häuser standen ganz leer. In den Vorstädten waren im Durchschnitt von 15 Hausbesitzern 14 ein Raub der Pest geworden. In Chemnitz kamen auf 5 Einwohner 4 Leichen. In Schmiedeberg hatte der Feinde Schwert und hatten Krankheiten eine so furchtbare Ernte gehalten, daß von 400 Ehepaaren nur eins am Leben geblieben war. In einem Dorfe unsers Vaterlandes war nur noch der Pfarrer und eine Frau am Leben, und als auch jener an der Pest starb, grub ihm diese das Grab. Das Dorf Limbach bei Oschatz hatte 1640 nur 5 Kirchkinder, und es erholte sich, wie viele andere Ortschaften, so langsam, daß es 1655 erst 13 Kirchkinder zählte. Dazu war, wie es wörtlich heißt, „kein Bock, geschweige denn ein Ochse oder Pferd“ in der Gemeinde.