— 214 — Welch eine Freudenbotschaft war deshalb das Wort: Friede! das von Münster und Osnabrück her ertönte. Sachsen hatte zwar noch bis zum 1. Juli 1650 schwedische Soldaten zu erhalten, die als Besatzung in Leipzig zurückblieben, weil das verarmte Land nicht im Stande war, diejenigen Kriegsentschädigungen sogleich aufzubringen, die Schweden beim Friedensschlusse verlangte; allein es ruhten doch die Schwerter und die Bewohner konnten ungestört und in Frieden ihren Beschäftigungen wieder nachgehen. Als die Schweden unser Vaterland gänzlich geräumt hatten, da rief am 22. Juli 1650 hier und da ein Glöcklein auf des Thurmes Höhe die wenigen Kirchkinder zur Feier eines allgemeinen Dank= und Friedensfestes in das Haus des Herrn. Glücklich war die Gemeinde zu preisen, die noch ein Gotteshaus besaß. Die meisten konnten ihre Lob= und Danklieder nur auf den Trümmern ihres Gotteshauses zum Himmel empor steigen lassen. Da wiederholte sich wohl auch dieselbe Erscheinung, die uns von den Kindern Israel, Esra 3, 11—13, erzählt wird: „Man sang mit Loben und Danken dem Herrn, daß er gütig ist und seine Barmherzigkeit ewiglich währet, aber viele weinten laut, aber das Tönen mit Freuden erschallte lauter, als das Geschrei des Weinens.“ — Gottes Güte und Barmherzigkeit that sich recht augen- scheinlich in den Jahren 1655 und 1656 kund. Beide Jahre brachten eine so reich gesegnete Ernte, daß der Scheffel (50 Liter) Korn nach unserm Gelde bis auf 2 M. 50 Pf. herabsank. Das waren Jahre, welche die überstandene Noth etwas vergessen machten. 63. Die Rurfürsten dieser Zeit. (Zunächst übersichtlich zusammengestellt.) a) Tohann Georg I. Lebensabend. Zegräbnißfeierlichkeiten. Außer Johann Georg I. regierten in diesem Jahrhunderte noch drei Fürsten gleichen Namens, so daß Sachsen fast ein ganzes Jahrhundert — im 17. Jahrhunderte — unter vier Fürsten stand, die einen und denselben Namen führten. Die traurigste Zeit erlebte Johann Georg I. und nur nach dem westphälischen Friedensschlusse war es ihm vergönnt, noch einige Jahre in Ruhe und Frieden zu verbringen. In dieser Zeit erstreckte sich seine Hauptsorge darauf, die tiefen Wunden, die der Krieg geschlagen, nach Kräften zu heilen. Daß manches in Sachsen während dieses Krieges eine andere Wendung hätte nehmen können, sobald der Kurfürst mehr seiner eigenen Ueberzeugung gefolgt wäre und sein Ohr den Rathschlägen seiner Umgebung verschlossen hätte, haben wir oben gesehen. Wie sehr ihm das Wohl des Landes am Herzen lag, beweist die Gewissen- haftigkeit, welche er selbst den kleinsten Regierungsgeschäften widmete.