— 217 — 64. Einwanderungen der evangelischen Höhmen während des dreißig— jührigen Krieges und nach demselben.“) Die böhmische Gemeinde in Dresden. Johanngeorgenstadts Entstehung. Was unter Johann Georg ll. zur Heilung der Wunden geschah, die der dreißigjährige Krieg geschlagen hatte. — Heidenraupenzucht. — Schönauer Damast. Die Noth, welcher abzuhelfen war, war eine doppelte, und zwar eine geistliche und eine leibliche. Zu Anfange des dreißigjährigen Krieges verließen viele evangelische Christen mit blutendem Herzen ihr Vaterland Böhmen, um eine zweite Heimat aufzusuchen, wo sie unangefochten ihres Glaubens leben konnten. Auch Dresden wurde im Jahre 1622 zur Zufluchtsstätte vieler ausgewanderter Böhmen auserkoren, und Johann Georg I. bereitete ihnen mit willigem Herzen ein zweites Vaterhaus, wo sie ihren Glauben frei und öffentlich bekennen durften. Im Jahre 1650 geschah noch mehr für sie. Die böhmischen Evangelischen in Dresden erhielten als selbstständige Gemeinde eine eigene Kirche, in der sie in ihrer Muttersprache den Gottesdienst abhalten konnten. Gegenwärtig sind alle Gemeindeglieder der deutschen Sprache mächtig und ist deshalb der Gottesdienst in böhmischer Sprache seit dem Jahre 1838 eingestellt worden. Einige Jahre später wurde in einem andern Theile unsers Vaterlandes anderen ausgewanderten Glaubensbrüdern eine Zufluchts- stätte bereitet. Kaiser Ferdinand fühlte sich auf seinem Throne nicht glücklich, so lange er noch im Böhmerlande einen evangelischen Unter- than wußte. Die Bewohner der Städte Platten und Gottesgabe, welche bis zu Moritz' Zeiten (1547) zu Sachsen gehörten, waren meistentheils evangelisch und der Kaiser hatte unserm Kurfürsten noch im Jahre 1646 versprochen, ihnen völlige Religionsfreiheit zu gestatten. Versprochen wurde es, aber nicht gehalten, ja es ging sogar den Be- wohnern dieser Städte im Jahre 1653 der kaiserliche Befehl zu, ent- weder römisch-katholisch zu werden, oder Böhmen zu verlassen. Der Glaube, der ihnen bis jetzt Kraft verliehen hatte, Spott und Hohn zu ertragen, gab ihnen auch Muth, ihrem Vaterlande Lebewohl zu sagen. Mit sehr kärglicher Habe überschritt man die Landesgrenze und setzte den Fuß mit der Hoffnung auf sächsischen Grund und Boden, hier ein zweites Vaterland zu finden. Dicht an der Grenze machte man mitten im Walde auf dem Fastenberge Halt, wo man in armseligen Hütten, deren Bewohner etwas Bergbau auf Zinn und Eisen trieben, ein kümmerliches Obdach fand. Hier dünkte den unglücklichen Einwohnern, die ebenfalls meisten- d *) Der leichteren Uebersicht wegen ist hier beides zusammengenommen worden.