— 225 — schäftigt, weshalb sein Antheil an der Beute ein sehr geringer war. Da sich der tapfere Kurfürst durch das Benehmen des Kaisers beleidigt fühlte, kehrte er unerwartet nach Dresden zurück, wo er schon im September wieder eintraf. Hier wurden vier Tage lang fünf eroberte türkische Zelte und 6 Kanonen öffentlich ausgestellt. Ein erbeuteter Elefant starb sehr bald. Die mitgebrachten Kamele dienten zu einem Versuche mit der Kamelzucht, allein sie gedieh so wenig, daß man den Versuch wieder aufgeben mußte. Im historischen Museum werden bis auf den heutigen Tag noch verschiedene türkische Waffen aus jener Zeit und in der königlichen Bibliothek mehrere Exemplare vom Koran aufbewahrt. Auch ein Denkmal verewigt Johann Georg III. Heldenthat. Auf dem Wasserbehälter des Neumarktes zu Dresden erhebt sich das Standbild einer Siegesgöttin, welches ihm die dank- baren Bewohner der Residenz zur Erinnerung an den Sieg bei Wien errichteten. Bedauerlich bleibt es, daß dieser hochbegabte Kurfürst, den eine unermüdliche Thätigkeit schmückte, der mit sehr geübtem Blicke die Bedürfnisse des Landes erkannte und das erkannte Gute mit festem Willen durchführte, zu selten in seinem eigenen Lande weilte. Einen großen Theil seines Lebens brachte er außerhalb Sachsens im Kriegs- getümmel zu. Wohl erntete er mit seinen Truppen Ruhm, aber dem Lande brachte dies keinen Gewinn, denn er schwang den Feldherrnstab meistentheils nur für andere, die ihn noch dazu öfters mit kärglichem Danke lohnten. Damals hatte Deutschland, namentlich aber Oester- reich, einen unversöhnlichen Feind an Frankreich. Dem französischen Könige Ludwig XIV. war es gar nicht recht, daß die Türken so zu Paaren getrieben wurden. Er fing absichtlich Krieg an, um die öster- reichischen Truppen nach dem Rheine hinzuziehen. Da litt es unsern Kurfürsten nicht zu Hause. Wir finden ihn seit 1688 bei den Reichs- truppen bald in den Niederlanden, bald am Rheine. Endlich erhielt er sogar den Oberbefehl über die Reichstruppen. Wiederholt riethen ihm die Aerzte, seine Gesundheit zu schonen, allein der Kurfürst baute zu viel auf seine feste Natur. Da ereilte ihn in den schönsten Jahren seines Lebens der Tod. In seinem Heere brach eine pest- artige Krankheit aus, die auch ihn ergriff. Fern von seinem Vater- lande starb er 1691, erst 44 Jahre alt, in Tübingen. Seinen Leichnam führte man nach Freiberg, wo er in der Gruft seiner Bäter feierlich beigesetzt wurde. 67. Der Wildstand im 17. Jahrhunderte. Von jeher hat die Jagd auf sehr viele Menschen einen ganz besonderen Reiz ausgeübt. Selbst Fürsten, die mit größter Gewissen- haftigkeit ihre Regentenpflichten erfüllten, kannten als Erholung oft Geschichte Sachsens. 15