— 233 — Vor fast 200 Jahren, und zwar 1697, erschien eine Verordnung, welche sich auf die Feier des Reformationsfestes bezog. Bis dahin beging man dasselbe nicht alle Jahre, von dem genannten Jahre an sollte dieses Fest aber im ganzen Lande alljährlich am 31. Oktober gefeiert werden. Wahrhaft erhebend ist es, wenn am stillen Sonntagsmorgen ein schönes volles Geläute die christliche Gemeinde zum Tempel des Herrn ruft. Nach dem dreißigjährigen Kriege geschah zur Vervollkomm- nung der Kirchenglocken sehr viel, da in jener Zeit einige Glocken- gießereien, namentlich die in Dresden, entstanden, aus welchen Hunderte von Kirchenglocken hervorgegangen sind. Noch sei ein bekanntes Religionsbuch erwähnt, dessen Ent- stehung ebenfalls in das 17. Jahrhundert fällt. Kurfürst Johann Georg III. gab nämlich den Geistlichen an der Kreuzkirche in Dresden den Auftrag, für die Schulen und für die oben erwähnten Katechismus- unterredungen in den Kirchen ein Lehrbuch abzufassen, welches im Jahre 1688 zu Stande kam. Dieses Religionsbuch ist unter dem Namen „Dresdner Kreuz-Katechismus"“ bekannt und hat des Segens viel gestiftet. — „Nur Thoren verachten den Bauernstand, der Weise hält ihn in Ehren.“ Dieses Wort bestätigt sich zunächst als volle Wahrheit, sobald wir uns die segensreiche Beschäftigung des Landmannes ver- gegenwärtigen. Der Bauernstand ist der Nährstand; denn die Frucht seiner Arbeit ist weder in Palästen, noch in Hütten zu entbehren. Obgleich dieser Stand früher an Kenntnissen der ärmste war und seine Bildung den tiefsten Standpunkt einnahm, so gab es doch auch schon damals einzelne Bauern, die sich durch den Umfang ihrer Kenntnisse so auszeichneten, daß sie selbst unter den Gelehrten einen ehrenvollen Platz einnahmen. Ungefähr 1½8 Stunde von Leipzig nach Wurzen zu liegt dicht an der Eisenbahn das Dorf Sommerfeld. Hier erblickte das Licht der Welt 1650 eines Bauern Sohn, Christoph Arnold, welcher sehr bald ein großer Freund und Kenner der Naturwissenschaften und namentlich der Sternkunde wurde. Um seine Kenntnisse zu vermehren, studirte er fleißig in den Werken der Leipziger Universitäts-Bibliothek; außerdem benutzte er den Umgang mit gelehrten Männern sehr sorg- fältig. Endlich verschritt er sogar zur Errichtung einer kleinen Stern- warte auf seinem Wohnhause, um in sternhellen Nächten den Himmel und seine Erscheinungen zu beobachten. Seine Anstrengungen krönte der herrlichste Erfolg; denn Arnold entdeckte drei Kometen eben so früh, als die berühmtesten Astronomen seiner Zeit. Solch einen Ehrenmann achtete man weit und breit und der Leipziger Stadtrath wies dem Bildniß des gelehrten Bauern einen Platz in der Raths- bibliothek an. Arnold starb 1695.—