— 250 — um seine Macht zu vernichten und ihn dann zur Verzichtleistung auf den polnischen Königsthron zu nöthigen. Karl XII. war nicht der Mann, der einmal gefaßte Pläne sogleich wieder aufgab. Ohne zu weichen und zu wanken, führte er seinen Entschluß aus und wies alle Friedens— vorschläge entschieden zurück. Augusts Verlegenheit wuchs mit jedem Tage, so daß sich selbst England, Holland und andere Staaten seiner erbarmten und den jungen Helden zum Frieden zu bestimmen suchten, allein alles umsonst. Unaufhaltsam drang Karl vorwärts. Auf das herabgekommene polnische Heer konnte sich August nicht verlassen, und da war es wieder Sachsen, das Truppen liefern mußte. Ein auserlesenes Heer von schmucken Leuten, zum ersten Male in rothe Monturen gekleidet, brach in verschiedenen Abtheilungen nach Polen auf; aber den siegreichen Karl beirrte dies nicht. Wie ein aus seinem Bett getretener Strom seine Fluten unaufhaltsam weiter wälzt, so drang auch Karl vorwärts, nahm sogar (1702) Warschau ein und hielt daselbst einen glänzenden Einzug. Friedrich Augusts Lage wurde immer mißlicher. Hierzu kam noch eine andere, recht bittere Erfahrung. Da ihm das Glück den Rücken wandte, so fehlte es auch nicht an treulosen Seelen, die sich auf Karls Seite schlugen und zu Verräthern an ihrem Könige wurden. Von Schmerz niedergebeugt, zog sich Friedrich August nach Krakau zurück; aber seines Bleibens sollte auch hier nur von kurzer Dauer sein. Der siegreiche Schwedenkönig folgte seinem Gegner auf dem Fuße. Das Heer, welches das weitere Vordringen der Feinde verhindern sollte, wurde geschlagen, und so mußte auch Krakau dem Sieger die Thore öffnen. Diesem fiel ein fester Ort nach dem andern in die Hände, und Friedrich August sah die schwachen Stützen seines Thrones unrettbar zusammenbrechen. So wollte es der junge Schweden- könig haben, denn nicht eher sollten die Waffen ruhen, bis Friedrich August des polnischen Thrones verlustig sei. In der That gelang es ihm schon im Jahre 1704, einen Theil der Polen zu der öffentlichen Erklärung zu bestimmen: „August II. hat aufgehört, König von Polen zu sein! und es wird zur Wahl eines Nachfolgers verschritten werden.“ Echte Treue bewährt sich in der Noth. Ein Theil der Polen stand unerschütterlich zu seinem Könige, und von diesen Getreuen unterstützt, erließ Friedrich August die Gegenerklärung, daß jener Beschluß null und nichtig sei, und daß diejenigen, welche denselben erlassen hätten, als Rebellen bestraft werden würden. Karl kehrte sich an diese Erklärung nicht. Im Jahr 1704 erfolgte die Wahl und ein Jahr später die Krönung des neuen Königs Stanislaus. Nun zog Karl mit seinen Schweden aus, um auch die entfernteren polnischen Provinzen (Galizien) dem neuen Könige zu unterwerfen, und diese Zeit benutzte Friedrich August zu seinem Vortheil. Eiligst brach er