— 251 — mit seinen Truppen nach Warschau auf, nahm die Stadt ein und zwang den neuen König zur Flucht. Wie der Blitz erschien Karl mit seinen tapferen Schweden vor Warschau und verdrängte seinen Gegner wieder aus Polens Haupt- stadt. Eine Zeit lang schwankte die Glückswage bald auf diese, bald auf jene Seite, bis sie sich auf einmal so zu Gunsten des schwedischen Siegers neigte, daß für Friedrich August alles verloren war. Dieses Unglück war für ihn um so bitterer, als es ganz unerwartet hereinbrach. Im Jahre 1706 stand nämlich alles scheinbar recht günstig für den vertriebenen König August. Von den Russen, Franzosen und Bayern unterstützt, konnte er wieder ein bedeutendes Heer kommandiren. Mit 20000 Mann sollte der Feldmarschall Schulenburg die Schweden angreifen. August wollte diesen in den Rücken fallen, und so sollte der Feind mit einem Schlage aufgerieben werden. Gut aus- gedacht war der Plan, aber seine Ausführung wurde gänzlich vereitelt. Am 3. Februar 1706 griffen nämlich die Schweden das unter Schulenburg vereinigte Heer unerwartet bei Fraustadt (3 Meilen von Glogau) an. Unser Kurfürst war mit seinen Truppen noch nicht zur Stelle, und so mußte sich Schulenburg allein mit dem Feinde messen. Hätte er demselben 20 000 Sachsen entgegenstellen können, so würde die Schlacht für ihn jedenfalls eine günstige Wendung genommen haben; aber auf seine zusammengerafften Truppen, namentlich die Russen, war kein Verlaß. Schon beim Anblick des Feindes zitterten die Russen wie feige Memmen; was sollte nun erst im Kampfe werden! So lange wie möglich sollte der Feind über die Zahl der an- wesenden Russen getäuscht werden, weshalb Schulenburg seine Zuflucht zu einer Kriegslist nahm. Da die Sachsen, wie oben erwähnt, rothe Monturen trugen, so mußten die Russen ihre roth gefütterten Waffen- röcke umwenden; aber diese Maßregel erfüllte ihren Zweck nicht. Der schwedische Feldherr erfuhr die List seines Gegners. Scheinbar richtete er zwar seinen ersten Angriff auf die Sachsen, aber plötzlich machte er eine Schwenkung und stürmte mit der ganzen Wucht seiner Macht gegen die Russen und Franzosen an. An einen Widerstand war bei diesen nicht zu denken, sie stoben aus einander wie eine Herde Schafe. Da ging die Kunst des umsichtigsten Feldherrn zu Ende. Weder Bitten, noch Drohungen vermochten die Fliehenden zurückzuhalten. Gewehre und was sonst die Flucht erschweren konnte, wurden weg- geworfen. Wie groß die Feigheit der Fliehenden war, beweist der Umstand, daß von den 12000 weggeworfenen Flinten noch 7000 geladen waren. Die Verwirrung war grenzenlos und die Niederlage eine furchtbare. 7000 Todte bedeckten das Schlachtfeld und 8000 Ge- fangene und 32 Kanonen fielen den Siegern in die Hände. Angst und Furcht gleicht einer ansteckenden Krankheit. Auch die Sachsen bewährten, als sie sich von den russischen Kameraden verlassen sahen,