— 260 — 73. Von Tzschirnhausen. — Johann Friedrich Böttger und die Exfindung des Porzelluns. Meißner Porzellunfabrik. — Baxon von Klettenberg. Vor 400 Jahren erhielten die Europäer die ersten ausführlichen Nachrichten über das Porzellan, welches die Chinesen und Japanesen schon seit langer, langer Zeit zu brennen verstanden hatten. Das erste Porzellan führten die Portugiesen aus Asien nach Europa ein und später bemächtigten sich besonders die Holländer dieses Handels. Der Werth der Porzellangeschirre, die früher nur die Tafeln der Fürsten schmückten, stand dem Gold und Silber gleich, weshalb für dieselben ungeheure Summen Geldes aus Europa nach China und Japan wanderten. Da die Holländer von diesem Handel einen glänzenden Gewinn zogen, so lag ihnen außerordentlich viel daran, daß das Ge- heimniß der Porzellanbereitung den Europäern nicht verrathen würde. Bis vor 180 Jahren gebührt den Chinesen und Japanesen die Ehre der alleinigen Verfertigung des Porzellans. Nach dieser Zeit mußten sie auf dieselbe verzichten. Sachsen war das erste Land, welches jenen Völkern diesen Ruhm streitig machte. Dies ging so zu. An den kurfürstlichen Hof in Dresden wandte sich ein sehr gelehrter und geschickter Mann, Namens von Tzschirnhausen, welcher, von dem Kurfürsten unterstützt, in unserm Vaterlande drei Glashütten — es waren die ersten in Sachsen — anlegte. Dieser verdienstvolle Mann machte es sich zur Lebensaufgabe, das chinesische Porzellan nach- zuahmen. Nach mühevollen Versuchen gelang es ihm endlich, eine Art Porzellan zu erfinden, das aber zu glasartig war und dem weißen Milchglase zu sehr glich. Ganz unerwartet gesellte sich 1701 ein junger Mensch zu ihm, dem nach verschiedenen Versuchen die Be- reitung des wirklichen Porzellans gelingen sollte. Dieser junge Mann hieß Johann Friedrich Böttger. Derselbe stammte aus Schleiz“) und kam als Apotheker nach Berlin in die Lehre. Hier verfiel er, wie viele Andere seiner Zeit, auf den Gedanken, seine freien Stunden zum Goldmachen zu verwenden. · Mit der sogenannten Goldmacherkunst hatte es folgende Be— wandtniß. Schon in den ältesten Zeiten, und zwar lange vor Christi Geburt, gab man sich der Hoffnung hin, unedle Metalle, z. B. Kupfer mit Zink, in edle verwandeln zu können. Dies würde, dies müsse gelingen, so meinte man wenigstens, sobald man ein Mittel erfunden habe, das alles in seine Urstoffe auflösen könne, welches Mittel man *) Seine Geburtszeit wird verschieden angegeben. Man findet den 4. Februar 1682, den 5. Februar 1685 und auch das Jahr 1686. Ist Böttger in dem letzten Jahre geboren, dann war er eigentlich noch ein Knabe, als er 1701 nach Dresden kam.